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Die Affen und der Mond

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Es begab sich zu einer längst vergangenen Zeit, da lebte eine Horde wilder Affen im Wald.

Eines Tages, während sie herumtobten, sahen sie das Spiegelbild des Mondes in einem Brunnen.

Da staunten sie sehr, und der Anführer der Affenbande sprach: „Seht nur, Brüder, der Mond ist in den Brunnen gefallen! Wir müssen ihn wieder herausholen, sonst ist die Welt von nun an ohne Mond.“

Die Affen glaubten ihrem Anführer sofort, denn sie schauten nur ins Wasser und blickten nicht zum Himmel.

Hals über Kopf wollten sie den Mond retten, und einer von ihnen rief: „Wir halten uns an diesem Baum fest und bilden eine Kette bis zum Brunnen. So werden wir den Mond aus dem Wasser herausziehen können!“

Gesagt, getan: Der erste Affe ergriff einen Ast des Baumes, der zweite Affe klammerte sich an den ersten Affen, und der nächste wiederum an den zweiten.

So ging es weiter fort. Doch unter dem wachsenden Gewicht der Affenkette bog sich der Ast des Baumes und knirschte.

Die Affen klammerten sich stärker aneinander, doch alles begann zu schwanken – schließlich berührte der unterste Affe die Wasseroberfläche: Sofort löste sich das Spiegelbild des Mondes in vielen kleinen Wellen auf – der Ast brach und alle Affen stürzten in den tiefen Brunnen.

Da sprach eine Gottheit: „Wenn die Menschen blind einem närrischen Anführer folgen, so gehen sie alle dem Untergang entgegen, so wie Affen, die den Mond aus einem Brunnen holen wollen.“

(überliefert nach einer tibetischen Fabel)

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Von der Zeit

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In unserer aktuellen Reingedacht Ausgabe geht es um die Vergangenheit und die Zukunft: Ein interessantes Gedankenspiel des libanesisch-US-amerikanischen Dichters Khalil Gibran.

Mein Haus sagte zu mir:
„Verlass mich nicht, denn hier wohnt deine Vergangenheit.“
Und die Straße sagte zu mir:
„Komm und folge mir, denn ich bin deine Zukunft.“
Und ich sage zu beiden, zu meinem Haus und zu der Straße:
„Ich habe weder Vergangenheit, noch habe ich Zukunft.
Wenn ich hierbleibe, ist ein Gehen in meinem Verweilen; und wenn ich gehe, ist ein Verweilen in meinem Gang
Nur Liebe und Tod ändern die Dinge.“

(Khalil Gibran)

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Die Kunst des Entrümpelns

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Im Laufe der Jahre sammelt sich so einiges an. Ob Geschirr, Bücher, Briefe, Kleidung oder Nippes – die meisten Dinge heben wir auf, weil wir sie irgendwann noch mal gebrauchen könnten oder weil es Erinnerungsstücke sind.

Aber das fortwährende Ansammeln von Gegenständen kann auch belasten und sprengt irgendwann die räumlichen Kapazitäten. Man sagt, die Wohnung sei ein Spiegelbild der Seele. Wenn Unordnung in den Wohnräumen vorherrscht, dann sind wir auch innerlich nicht aufgeräumt.

Früher oder später kommt fast jeder in die Situation, einen Hausstand komplett auflösen zu müssen. Nämlich dann, wenn ein Angehöriger in eine Pflegeeinrichtung umzieht oder verstirbt. Nun stellt sich endgültig die Frage: „Was behalten wir und was kann weg?“

Nach Marie Kondo, einer bekannten Ordnungsberaterin, erfolgt das Ausmisten nach Kategorien in festgelegter Reihenfolge. Erst zum Schluss geht es an die Dinge, zu denen wir eine emotionale Bindung haben, denn hier fällt der Abschied besonders schwer.

1. Kleidung
2. Bücher
3. Unterlagen und Papiere
4. Kleinkram (wie Elektrogeräte, Accessoires, CDs, Badezimmerartikel)
5. Erinnerungsstücke (wie Fotos, Briefe, Schmuck, persönliche Erinnerungen)

Es gibt dabei nur ein Auswahlkriterium: Wenn wir einen Gegenstand in die Hände nehmen, macht er uns glücklich, oder nicht? Was uns nicht glücklich macht, kommt weg ¬– und zwar rigoros. Diese Dinge geben wir möglichst als Spenden an wohltätige Organisationen. Eine gute Tat und neuer Freiraum – beides wird uns entlasten.

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Wie weit fällt der Apfel?

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Ob Augenfarbe, Körperbau, Intelligenz oder Musikalität – Äußerlichkeiten, Eigenschaften und Talente sind stark von unserem Erbgut abhängig. Aber ist das, was uns ausmacht, tatsächlich nur eine Frage der DNA?

Der Augustinermönch Gregor Johann Mendel entdeckte im Jahre 1865 erste Mechanismen der Vererbung. Er kreuzte Erbsenpflanzen miteinander und fand heraus, dass physische Merkmale nach bestimmten Regeln an die Tochterpflanzen weitergegeben wurden.

Insgesamt sind es gut 30.000 Gene, die wir in uns tragen. Wobei ein Mensch immer nur die Hälfte seiner DNA an seine Kinder weitergeben kann. Das bedeutet, dass wir von jedem Elternteil 50 Prozent unserer Gene erhalten. Unsere Eltern wiederum haben ihr Erbgut zu je 50 Prozent von ihren Eltern, unseren Großeltern, erhalten.

Die Körpergröße ist beispielsweise zu 80 Prozent genetisch festgelegt. Weitere äußere Merkmale wie Gesichtsform, Augen- und Haarfarbe, ob wir eine gerade oder krumme Nase haben – aber auch Blutgruppe, Immunsystem, Stoffwechsel und vieles mehr: All diese Faktoren werden durch die Gene mitbestimmt. Ebenso können wir uns für unsere Intelligenz sowie besondere Begabungen und Talente zu einem Teil bei unseren Vorfahren bedanken.

Und wie entstehen Charakter und Persönlichkeit eines Menschen? Werden diese auch durch die DNA bestimmt oder formen sie sich im Laufe des Lebens? Wissenschaftler fanden heraus, dass die Entwicklung der Persönlichkeit im Kindergartenalter beginnt.

Sie wird zu einem Teil aus den vorhandenen Genen und zum anderen Teil von der Umwelt geprägt. Die Neigung zu Ängstlichkeit, Aggressivität oder Temperament ist uns also in gewissem Maße mit in die Wiege gelegt worden. Jedoch ist die Ausprägung abhängig von Erziehung, Bildung und sozialem Umfeld.

Ein schöner Gedanke am Schluss: Was bleibt uns also von unseren Vorfahren, unseren Großeltern und Eltern, nach deren Tod? Vielleicht die krumme Nase oder dass wir ganz gut Gitarre spielen können. Dadurch leben sie in uns weiter fort.

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Halb voll oder halb leer?

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Im Grunde genommen hat das Jahr doch gerade erst angefangen – zumindest fühlt es sich so an. Aber plötzlich steht schon wieder die Sommersonnenwende am 21. Juni vor der Tür. Für die einen ist es der Moment, den Beginn des kalendarischen Sommers zu feiern, während andere beklagen, dass von nun an die Tage schon wieder kürzer werden. Ob das kalendarische Glas nun dem Sprichwort entsprechend halb voll oder halb leer ist, ist auch eine Frage der Lebenseinstellung und ganz sicher der individuellen Persönlichkeit.

Nicht nur das Jahr bietet Anlass, den Augenblick von zwei Seiten zu betrachten – auch im Leben stehen wir immer wieder vor derartigen Momenten. Für die einen mag es der vierzigste oder fünfzigste Geburtstag sein, für andere die Geburt des ersten Kinds oder Enkelkinds oder der Eintritt in die Rente: Das Gefühl, stolz auf das Erreichte zu sein, geht Hand in Hand mit der Sorge, was die Zukunft bringt. Geburtstag werden entweder beklagt mit den Worten „Ach, nun bin ich schon so alt!“ oder gefeiert mit dem Gedanken „Schön, dass ich das noch erleben darf!“

Ändern lässt sich das Schicksal nun einmal nicht, und es mag psychologisch nur zu verständlich sein, vor dem Lauf der Zeit und dem Gedanken der eigenen Endlichkeit die Augen zu verschließen – wirklich clever ist es selten. Es kostet Selbstüberwindung, darüber nachzudenken, was nach dem eigenen Ende eigentlich sein soll. Gibt es Dinge, die bestimmten Erben hinterlassen werden sollen? Gibt es Wünsche für die eigene Bestattung? Was ist eigentlich mit dem Thema Organspende? Bei der Beantwortung helfen Rechtsanwälte, Notare, soziale Dienste, Hausärzte oder Bestattungsunternehmen mit ihren jeweiligen Kompetenzen gern.

Wer sich den Ruck gibt, um sich diesen Fragen zu stellen, sorgt mit ihrer Beantwortung für etwas mehr Sicherheit. Es ist ein gutes Gefühl, wichtige Entscheidungen für die Zukunft getroffen zu haben – und das Glas des Lebens ist deshalb vielleicht nicht voller, aber dennoch erfrischender. Genießen Sie es!

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Wunsch

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Lesen Sie in unserer Reingedacht Ausgabe für den Monat Mai das Gedicht „Wunsch“. Der unbekannte Dichter wünscht sich, einst im Monat Mai zu sterben.

Im Mai möcht’ ich einst sterben, wo ich geboren bin;
In einer stillen Mainacht tragt mich zum Grabe hin.

Wenn golden schaut die Sonne mir in das Kämmerlein
Und vor dem letzten Scheiden mich hüllt in ihren Schein;

Wenn mir die blauen Blümlein noch einmal nicken zu,
Eh’ sie die Äuglein schließen und gehen zu kurzer Ruh’;

Wenn durch das offene Fenster das Abendwehen dringt,
Und von dem Fliederbaume der Vöglein Lied verklingt.

Nicht möcht’ ich einstmals sterben zu kalter Winterszeit,
Wenn raue Winde sausen, die Erde ist beschneit.

Im Mai möcht’ ich einst sterben, wo ich geboren bin;
In einer stillen Mainacht tragt mich zum Grabe hin.

(Autor Unbekannt)

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Wie wahr ist unsere Wahrnehmung?

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So, wie wir die Welt betrachten, scheint sie zu sein. Wir sehen, hören, schmecken, riechen und tasten mit unseren 5 Sinnen, die uns zur Verfügung stehen. Sie bestimmen für uns, was wir für „wahr“ halten. Wie interessant wäre es, diese Wahrnehmung auszuweiten und zu verfeinern?

Warum ist es zum Beispiel für uns Menschen so schwierig, eine Fliege zu fangen? Eine Stubenfliege sieht mit ihren Facettenaugen viel schneller als der Mensch. Sie bestehen aus tausenden von sechseckigen Einzelaugen und ermöglichen der Fliege einen Rundumblick, während wir Menschen nur ein sehr begrenztes Gesichtsfeld haben. Die Fliege lacht sich vermutlich kaputt, wenn wir versuchen, sie zu fangen, denn aus ihrer Sicht bewegen wir uns extrem langsam, so wie in Zeitlupe.

Das Gehör von Hunden und Katzen ist viel besser, als das von uns Menschen. Eine Katze hört eine Maus schon aus 20 Metern Entfernung – ihr Gehör ist doppelt so gut wie unseres. Wale und Delfine orientieren sich durch Ultraschall. Je länger ein von ihnen ausgesendetes Schallsignal braucht, bis es wieder zurückkehrt, desto weiter ist das Objekt entfernt. Elefanten senden extrem tiefe Töne mit ihrem Rüssel aus. Der sogenannte „Infraschall“ ist für uns nicht wahrnehmbar. Die Vibrationen am Boden können Elefanten mit den Füßen aus mehr als 10 km Entfernung wahrnehmen und sich dadurch verständigen. Meeresschildkröten schwimmen tausende von Kilometern bis zu den Stränden ihrer Geburt zurück. Sie navigieren ganz einfach mithilfe des Magnetfeldes der Erde! Und Bienen finden genau die Blumen, die besonders viel Nektar und Pollen haben, weil sie das UV-Licht wahrnehmen, das von den Blüten absorbiert wird.

All das ist für uns Menschen nicht möglich – zumindest nicht ohne Hilfsmittel oder Geräte. Diese wenigen Beispiele zeigen, dass unsere Wahrnehmung nicht alles ist. Die Welt, so wie wir sie erkennen, ist nicht die reale Welt. Und die ganze Wahrheit ist und bleibt ein Rätsel.

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Ostern ist für alle da

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Gekreuzigt – gestorben und begraben – am dritten Tage auferstanden von den Toten: Die Ostergeschichte lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen. Die Auferstehung eines Hingerichteten wurde zum Ausgangspunkt der christlichen Weltreligion.

Dem Gedanken der Auferstehung und der Überwindung des Todes kann man sich natürlich theologisch nähern. Allerdings reicht die Fragestellung weit über den christlichen Glauben hinaus: „Was heißt das eigentlich, tot zu sein? Muss das sein – und wenn ja, kann man diesem Schicksal seinen Schrecken nehmen?“ Die Pyramiden der alten Ägypter zeugen von der Beschäftigung mit dieser Frage ebenso wie die Kuppelgräber der archaischen Griechen oder die Überreste früher südamerikanischer Hochkulturen.

Es liegt in der Natur des Menschen, mit seiner Endlichkeit zu hadern, ungeachtet einer kirchlichen Bindung. Und auch das Osterfest ist heute nicht mehr religiösen Familien vorbehalten. Stattdessen feiern wir Ostern als Familienfest, mit einem feinen Essen, der Ostereiersuche für die Kids und dem Wissen, dass nun die Wintertage weitestgehend vorüber sind und der Frühling neu erwacht. Da ist er also wieder, der Gedanken des Neuerwachsens, der nicht nur in der Kirche, sondern ebenso in der Natur verwurzelt ist.

Ein Neuerwachen im Kreislauf von Leben und Tod, von Vergehen und Erblühen oder von Trauer und neuem Mut erleben Familien in der Bewältigung von Verlusten. Es sind nicht die Verstorbenen, die wieder aufstehen – stattdessen sind es die Hinterbliebenen, vor 2.000 Jahren die Jünger ebenso wie heute die Familienmitglieder. Sie verlassen ein Grab, sei es nun am Ostersonntag oder einem anderen Tag des Jahres, halten Zwiesprache, vielleicht stille oder untereinander, und gehen ihren Weg. Das Grab war der Ausgangspunkt der Apostel und ist es für religiöse und kirchenferne Angehörige der Gegenwart gleichermaßen. Es ist eine Stätte, die Trauer in die Erinnerung überführt.

Ostern als Fest für die Lebenden und die Verstorbenen zu feiern, an Omas Grab nach dem Rechten zu sehen und einen fröhlichen Frühlingsstrauß Tulpen oder Narzissen niederzulegen, ist also kein Privileg religiöser Menschen.

Wir wünschen Ihnen frohe Ostern!

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Der Mann im Mond

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„La-Le-Lu, nur der Mann im Mond schaut zu …“ – das bekannte Gutenachtlied beruhigt und sorgt für einen guten Schlaf.

Aber wenn der Vollmond hell am Himmel steht, haben so manche ihre Schwierigkeiten mit der guten Nacht. Dass der Mond einen großen Einfluss auf viele zyklische Prozesse hat, ist hinreichend bekannt. Die wechselnden Mondphasen bestimmen die Gezeiten und den Rhythmus zahlreicher Lebewesen. Doch der Zusammenhang zwischen Mond und menschlichem Schlaf galt jahrelang als umstritten und nicht bewiesen.

Nun gibt es die Bestätigung, denn eine Studie der University of Washington in Seattle kommt zu folgendem Ergebnis: „Wir sehen eine klare Modulation des Schlafes durch den Mond, mit späterem Einschlafen und kürzerer Schlafdauer in den Tagen vor einem Vollmond.“ Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich um eine angeborene Verhaltensanpassung handelt. Unsere Vorfahren, die noch nicht über künstliches Licht verfügten, nutzten die Helligkeit der Vollmondnächte für ihre Aktivitäten. An den Tagen vor Vollmond sollte man daher früher ins Bett gehen, um für Ruhe und erholsamen Schlaf zu sorgen.

Vollmondnächte in 2023

6. April / 5. Mai / 4. Juni / 3. Juli / 1. August / 31. August / 29. September / 28. Oktober / 27. November / 27. Dezember

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Aus Verantwortung für die Familie

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Endlich – der Frühling kommt! Wenn das Wetter besser wird und die Sonnenlichtstunden wieder überwiegen, entdecken alle Menschen neuen Enthusiasmus in sich, werden motiviert, Neues auszuprobieren, sprichwörtliche „alte Zöpfe“ abzuschneiden – oder erleben gar die ebenso sprichwörtlichen Frühlingsgefühle. Die wiedergewonnene Energie tut gut und wird regelmäßig auch genutzt, vermeintliche „mühsame“ Aufgaben anzugehen. Der Frühlingsputz der Wohnung gehört häufig dazu, das Auto wird gewaschen und auf Omas Grab werden neue Blumen gepflanzt. Sofern ein Grab existiert.

Denn tatsächlich scheinen Gräber etwas außer Mode zu geraten. Schon seit Jahrzehnten hat sich ein immer höherer Anteil an Feuerbestattungen ergeben, der jüngst durch einen Trend zu pflegefreien Gräbern ergänzt wurde. Mehr und mehr Menschen entscheiden sich für eine Bestattung im Wald, auf See oder in einem anonymen Grab. Eine Forsa-Umfrage im Herbst 2022 ergab, dass nur noch rund 12 Prozent der Deutschen sich eine klassische Erdbestattung im Sarg oder ein Urnengrab auf dem Friedhof (14 Prozent) wünschen. Pflegefreie Grabformen auf Friedhöfen, beispielsweise in einem Kolumbarium, wünschen sich 14 Prozent der Befragten, und eine Waldbestattung ist für 25 Prozent der Befragten attraktiv.

Diese Grabformen erscheinen attraktiv, da sie praktisch sind und eine minimierte Belastung für die Hinterbliebenen versprechen. Viele Menschen wollen ihren Angehörigen die Arbeit und die Kosten der Grabpflege ersparen. Dass diese Arbeit allerdings bei Weitem nicht immer als unangenehm empfunden wird, wird dabei schnell übersehen. Das betrifft nicht nur – aber auch – das alljährliche Ritual der Neubepflanzung im Frühling, die nun wieder anliegt, sondern auch den Strauß Blumen, der am Geburtstag des oder der Verstorbenen am Grab niedergelegt wird, den Besuch beim Sonntagsspaziergang, der Anlass ist, um ein paar Stauden zurechtzustutzen oder einfach nur ein paar Minuten am Grab zu verweilen. Für Hinterbliebene ist dieser Besuch tröstlich, denn Gräber sind Orte des Andenkens – und wer auf ein Grab verzichtet, verwehrt seinen Hinterbliebenen diese Möglichkeit.

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Wer ist hier der Regisseur?

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Jeden Tag schwirren ungefähr 60.000 Gedanken durch unseren Kopf, wobei 90 Prozent davon sich ständig wiederholen. Wir denken also immer wieder das Gleiche und es fühlt sich manchmal an, als würden unsere Gedanken sich im Kreis drehen. Im Alltag passiert dies wie von selbst, denn unser Geist schaltet einfach auf „Autopilot“ um. Wir denken, bewerten, erwarten, planen – ohne unser bewusstes Zutun, ganz automatisch. Im täglichen Leben ist das oft ganz praktisch, aber es lohnt sich auch, genauer hinzusehen: Was ist da los im Kopf und wer ist eigentlich der Pilot – oder besser der Regisseur?

Zu beobachten, was wir denken, ist dabei eine gute Übung. Nach dem Motto: „Ist ja interessant, wo kommt dieser Gedanke denn jetzt her? Seit wann denke ich ihn schon? Möchte ich diesen Gedanken weiterverfolgen – oder lieber nicht?“

So können wir uns bewusst für oder gegen einen Gedanken entscheiden und den Autopiloten zeitweise ausschalten. Wir nehmen wieder auf dem Regiestuhl Platz und können die Kraft der eigenen Gedanken sinnvoller und gezielter nutzen, denn:

„Wir sind, was wir denken.
Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken.
Mit unseren Gedanken formen wir die Welt.“
(Buddha)

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Die Seele ist wie der Wind

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Lesen Sie in unserer aktuellen Reingedacht Ausgabe ein Gedicht der deutschen Benediktinerin Hildegard von Bingen aus dem 12. Jahrhundert.

Die Seele ist wie der Wind,
der über die Kräuter weht,
wie der Tau,
der über die Wiesen sich legt,
wie die Regenluft,
die wachsen macht.
Desgleichen ströme der Mensch
ein Wohlwollen aus auf alle,
die da Sehnsucht tragen.
Ein Wind sei er,
der den Elenden hilft,
ein Tau,
der die Verlassenen tröstet.
Er sei wie die Regenluft,
die die Ermatteten aufrichtet
und sie mit Liebe erfüllt wie Hungernde.

Hildegard von Bingen

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Moden vergehen – Stil bleibt

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Ein neues Jahr beginnt: In den Medien finden die neueste Mode, die aktuellste Technik und die faszinierendsten Autoneuheiten viel Raum. Was aber ist mit neuen Trends im Bestattungswesen?

Müssten wir nicht auch die elegantesten Sargformen und angesagtesten Urnen, die aufregendsten Grabgestecke oder die Trendfarbe für Grabsteine 2023 diskutieren? Sollte nicht die Trauerfeier schöner und einzigartiger denn je sein und ein modisches Ausrufezeichen setzen, auf das die Nachbarn und Kollegen noch lange voll Bewunderung zurückblicken?

Nein.

Denn es ist möglicherweise die wichtigste Eigenschaft von Trauerfeiern, einen Gegenpol zu modischen Veränderungen zu bilden und stattdessen die Unvergänglichkeit in den Mittelpunkt zu rücken. Mode bedeutet, Vergangenes hinter sich zu lassen, zu vergessen und schnell durch Neues zu ersetzen – Erinnerung hingegen das Gegenteil.

Dieser Erinnerung einen Raum zu lassen und einen Ort zu geben, bedeutet Respekt vor einem verstorbenen Menschen und beweist die Liebe zu ihm. Aber gleichzeitig ist die Erinnerung für die Hinterbliebenen ein wichtiges Element, um mit ihrer Trauer umzugehen.

Es scheint modern, dass Menschen über eine Bestattung ohne sichtbares Grab nachdenken. Sie wünschen sich die Beisetzung auf See, im Wald, als Verstreuung auf einer Schweizer Almwiese oder in einem tschechischen Fluss – oder in einem anonymen Grab auf dem örtlichen Friedhof. Sie wollen ihren Hinterbliebenen nicht zur Last fallen, ihnen die Grabpflege ersparen und keine Kosten aufbürden. Die Überlegungen zeugen von Sorge um die Hinterbliebenen, übersehen aber einen wichtigen Aspekt: Sie nehmen der Familie die Möglichkeit, ihrem Gedenken und der Erinnerung einen Ort zu geben.

Es lohnt sich, der Schnelllebigkeit von Moden zu widerstehen, gerade im Angesicht der Ewigkeit. Die Entscheidung für eine Friedhofsbeisetzung von Sarg oder Urne ist nicht modisch, sondern stilvoll. Stil, der im Jahr 2023 so angesagt ist wie in all den vergangenen Jahren – und es auch in der Zukunft bleiben wird. Ihre Familie wird es Ihnen danken.

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Wer an Weihnachten stillstehen will, muss jetzt langsamer werden.

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Da ist sie wieder, die Weihnachtszeit. Sie kann so bezaubernd und voller Freude – aber auch so nervtötend und kraftraubend sein. Wir haben dabei immer die Wahl, auch wenn das viel zu einfach klingt.

Beginnen wir mit der „To-do-Liste“, die in den meisten Fällen vor Weihnachten immer länger wird. Schreiben Sie doch mal eine „To-do-2023-Liste“. Denn vieles lässt sich problemlos auf das neue Jahr verlegen und muss nicht unbedingt vor Weihnachten erledigt werden. Auch wenn es sich anders anfühlt: Die Zeitspanne zwischen Weihnachten und Neujahr beträgt gerade mal eine Woche. Man verschiebt also nichts auf die lange Bank.

Das allerwichtigste To-do in der Weihnachtszeit ist: Genießen! Wozu sind denn all die schönen Weihnachtsmärkte da? Runterfahren, in den Himmel gucken, träumen, bummeln, am Feuer sitzen mit einem warmen Glühwein. Die weihnachtliche Stimmung, die Lichter und den Duft mit allen Sinnen genießen. Langsamer gehen, langsamer werden, Schritt für Schritt … bis wir an Weihnachten stillstehen.

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„Frohes neues“?

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Das war es nun also: 2022 ist praktisch vorüber und der Jahreswechsel steht vor der Tür. Zeit, um Rückschau zu halten und nach vorn zu blicken. Viele Bundesbürgerinnen und Bundesbürger fühlen sich erschöpft, die anstrengenden Jahre der Corona-Krise gingen nahtlos über in die belastende Zeit des Ukraine-Kriegs, der Inflation und der wirtschaftlichen Unsicherheit. Soll man da voll Optimismus ins kommende Jahr schauen?

„Ein frohes neues Jahr“ wünschen wir uns gegenseitig und haben Sorge, dass dieser wohlgemeinte Wunsch vergebens bleibt. Allerdings: Selbst in politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten gibt es mehr als genügend Gründe, den Kopf eben nicht hängen zu lassen, sondern wohlgemut ins nächste Jahr zu blicken. Persönliche Triumphe und Glücksmomente, Eheschließungen, der Schulabschluss oder die Geburt des Enkelkinds sind unabhängig von den Launen der Börse oder der Diktatoren. Allerdings sollten wir realistisch bleiben: Persönliche Tragödien sind es auch. Auch im kommenden Jahr werden wieder Lebenswege enden und Familien Abschied nehmen müssen.

Im Unterschied zu Pandemien oder Kriegen lässt sich die persönliche Situation allerdings beeinflussen. Zwar können wir unser Leben nicht unendlich verlängern, selbst wenn wir es gerne würden, aber wir können dafür sorgen, dass das Unvermeidliche für uns und unsere Angehörigen nicht noch schlimmer wird, als es unbedingt sein muss. Trauer und Schmerz lassen sich nicht vermeiden – finanzielle Belastungen meist schon.

Es ist nie zu früh, um die eigene Zukunft abzusichern, beispielsweise mit einem Bestattungsvorsorgevertrag. „Was wünsche ich mir – was kostet das – wie wird es finanziert?“ Solche Fragen zu beantworten, ist am leichtesten mit der kompetenten Unterstützung der Fachleute in den Bestattungsunternehmen möglich. Etwas Planung lohnt sich sowohl im eigenen Interesse als auch im Sinne der Angehörigen. Wer diesen Schritt hinter sich gebracht hat, kann mit einer Sorge weniger in die Zukunft blicken.

Wir wünschen Ihnen gerade deshalb ein frohes neues Jahr 2023. Bleiben Sie gesund!

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Warum ist die Banane …?

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Die Frage nach dem „Warum“ beschäftigt die Menschheit seit jeher – und das beginnt schon im Kindesalter.

Mit ungefähr 2 bis 3 Jahren fangen Kleinkinder an, W-Fragen zu stellen: Wieso, weshalb, warum? Warum ist der Mann so dick? Warum ist der Himmel blau? Warum ist die Banane krumm? Mit ihren vielen Fragen versuchen die Kleinen zu verstehen, warum die Dinge so sind und warum sie passieren. Der Auslöser dafür ist neben der kindlichen Neugierde auch ein Bedürfnis nach Sicherheit. Durch die Antworten wird das Unbekannte erklärt und vertraut gemacht.

Auch Erwachsene stellen häufig die „Warum-Frage“. Besonders in schwierigen Lebenssituationen neigen Menschen dazu, sich selbst zu fragen, warum etwas so passieren musste. „Warum gerade ich?“ Es ist die wohl häufigste Frage nach einem Trauerfall, vor allem wenn der Tod plötzlich und unerwartet eintrat. „Warum musste mein Mann so früh sterben?“ Wenn wir keine Antworten finden, sind wir verunsichert, das Leben erscheint unberechenbar oder auch ungerecht.

Andererseits fragen wir uns nur selten nach dem „Warum“, wenn schöne Dinge geschehen. „Warum habe ich dieses große Glück gehabt?“ Wir hinterfragen auch keine Tatsachen, die wir als selbstverständlich ansehen – zum Beispiel, dass wir in Frieden und Wohlstand leben. „Warum wurde ich in Deutschland geboren und nicht im Südsudan?“ Dabei sind genau diese Fragen ein Schlüssel zu mehr Demut und Dankbarkeit im Leben.

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Trauertage oder Zeit für neue Hoffnung?

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Die letzten Wochen des Jahres sind für Hinterbliebene eine anstrengende Zeit. Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag sind für viele Familien ein Anlass, um auf den Gräbern der Eltern nach dem Rechten zu schauen. Wer erst jüngst ein Familienmitglied verabschieden musste, erlebt diese Trauertage intensiver denn je und leidet doppelt. Die graue Tristesse des Novembers tut ein Übriges, um jeglichen Anflug von Lebensfreude zu ersticken. Und dann folgt auch noch die Weihnachtszeit – mit ihrer allgegenwärtigen Romantik, Kerzenschein und einer Feierroutine, in der man sich verloren fühlt: Schlimmer kann es für Hinterbliebene kaum kommen, die nun das Alleinsein in ganzer Härte erdulden.

Diesem Alleinsein zu entkommen, ist nicht unbedingt einfach. Entfernt lebende Familienmitglieder oder ein altersbedingt geschrumpfter Freundeskreis können daran hindern, sich in die Gesellschaft fürsorglicher Menschen zu flüchten. Oder gibt es eine Alternative?

Eine Antwort auf diese Frage gibt schon die Statistik. Rund eine Million Sterbefälle gibt es alljährlich in Deutschland. Anders gesagt: Es gibt Millionen Hinterbliebene, von denen unzählige in der gleichen Situation sind, die sich einsam fühlen und die letzten Wochen des Jahres als Tortur empfinden. Diese Menschen zu finden, sich mit ihnen auszutauschen und sich gegenseitig durch November, Advent und Weihnachten zu begleiten, hilft nun besonders.

Trauerhilfegruppen und Hinterbliebenen-Gesprächskreise bieten dazu eine Möglichkeit. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer begegnen sich auf Augenhöhe und müssen ihrem Gegenüber nie erklären, warum die Vorweihnachtszeit für sie nicht schön ist – denn alle Beteiligten sind in der gleichen Situation.

Eine solche Gruppe zu finden, ist nicht einmal schwer. Einen ersten Kontakt können beispielsweise die Bestattungsunternehmen herstellen. Denn deren Verantwortung gegenüber dem Menschen endet nicht mit der Beisetzung, sondern umfasst auch das Wohl der Angehörigen.

Auch online sind Gesprächsgruppen schnell zu finden, beispielsweise unter

Es lohnt, sich einen Ruck zu geben und den Kontakt zu suchen: Denn wer sich zurückzieht, macht es sich selbst nur noch schwerer!

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Sein oder Haben?

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„Wie alt bist Du?“, fragen wir, wenn wir wissen möchten, wie lange jemand schon auf der Erde weilt.

Interessant ist dabei die Auswahl des Verbs. Wir fragen nach dem „Sein“. In vielen anderen Sprachen hingegen wird nach dem „Haben“ gefragt.

Auf Französisch heißt es Quel âge as-tu? Auf Spanisch ¿Cuántos años tienes? In Italien fragt man Quanti anni hai? Und auf Portugiesisch Quantos anos tens? Wörtlich übersetzt heißt das in all diesen Sprachen: „Wie viele Jahre hast Du?“

Irgendwie klingt es positiver, wenn man Jahre angesammelt hat, als wenn man einfach nur alt ist. Auch die Natur zählt: Das Alter von Bäumen wird anhand der Jahresringe bestimmt. Wenn der Baum 157 Ringe zählt, dann hat er auch 157 Jahre gelebt. Also: Er hat Jahre und ist nicht alt!

Wir sollten es so sehen: Jedes Lebensjahr ist gleichzeitig auch ein Bonusjahr. Denn manche Menschen sterben früh – viel zu früh. Einige schon bei der Geburt oder kurz danach, andere werden in den besten Jahren mitten aus dem Leben gerissen. Deswegen sollten wir immer dankbar sein, wenn wir Jahre sammeln und zählen dürfen.

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Die Qual der Wahl

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„Welche Bestattungsart würden Sie für sich in Betracht ziehen?“

So lautet die Frage einer Statista-Erhebung aus 2020*.

Befragt wurden 3.000 Personen aus den Altersklassen „Traditionalisten“ *1935-1949, „Babyboomer“ *1950-1964 und „Generation X“ *1965-1979.

Demnach würden sich 38 % der „Generation X“ heute für eine Waldbestattung und 44 % für eine Urnenbeisetzung auf dem Friedhof entscheiden. Die Generation „Babyboomer“, die vermeintlich näher an der Realisierung der Entscheidung steht, würde sich zu 39% für eine Waldbestattung und zu 41 % für eine Urnenbestattung auf den Friedhof entscheiden. Ähnlich sieht das Gefälle bei den „Traditionalisten“ aus (35 % Waldbestattung, 46 % Urnenbestattung Friedhof).

Erdbestattungen liegen mit 17 % und weniger in allen befragten Gruppen deutlich im Abwärtstrend.

Dieser Trend ist seit Langem beobachtbar und anhaltend – und somit ist absehbar, dass die Waldbestattung die Bestattung auf dem Friedhof überholen wird. Die beiden größten Anbieter sind FriedWald® und RuheForst®. Sie verfügen heute über mehr als 150 Standorte in ganz Deutschland. Hinzu kommen etliche Wald- oder Naturfriedhöfe, die unterschiedliche Betreiber haben, oftmals Waldbesitzer aus der Region. Fast nahezu überall in Deutschland ist ein Bestattungswald erreichbar. Und somit attraktiv.

Aber auch die klassischen Friedhöfe sputen sich, auf den Trendzug „Naturbestattung“ mit aufzuspringen. Freie Flächen für neue Baumanlagen oder andere naturnahe Bestattungskonzepte sind zumindest auf größeren Friedhöfen kein Problem.

Die Gründe für eine Waldbestattung sind vielfältig. Die Nähe zur Natur und das Abwenden vom vermeintlich starren Friedhofskonzept sind zwei Hauptargumente. Auch die nicht notwendige Pflege ist ein Argument, mit dem sich aber auch Friedhöfe schmücken können.

Wer heute in Sachen Bestattung Vorsorge betreibt, kann sich zwischen vielfältigen Konzepten entscheiden. Egal ob „Traditionalisten“, Babyboomer“ oder die „Generation X“ – die Natur ist immer beteiligt.

Informationen findet man im Netz oder beim Bestatter des Vertrauens.

*https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1294781/umfrage/umfrage-zu-favorisierten-bestattungsarten-nach-alter

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Abschied – der kleine Bruder vom Tod

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Ein französisches Sprichwort sagt: „Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben.“

Das können viele Menschen nachempfinden. Das Leben erscheint wie eine Aneinanderreihung von Momenten, Phasen und Abschnitten. Immer wieder müssen wir eine Sache gehen lassen und verabschieden, damit die nächste kommen kann.

Wenn ein Lebensabschnitt endet, sei es Schule, Ausbildung oder Studium, dann trennen sich auch die Wege von Freunden und Wegbegleitern. Wir sagen Lebewohl und sind traurig beim Abschied, denken wehmütig zurück an die gemeinsamen Erlebnisse und möchten diese nicht missen. Und doch wartet schon etwas Neues auf uns, wenn wir den nächsten Abschnitt beginnen.

Besonders einschneidend und schmerzhaft ist das Ende einer Partnerschaft, Freundschaft oder Ehe. Je intensiver und stärker die Bindung war, desto trauriger ist der Abschied. Gleichwohl wir mitten im Leben stehen, fühlt es sich an, als würde etwas in uns sterben. Doch wenn wir etwas beenden, birgt dies immer die Chance für einen Neuanfang. Wir vergessen das in dem Moment der Trauer, denn es ist zu früh. Hoffnungsvolle Gedanken an die Zukunft können noch keinen Raum finden.

Es scheint, als müssten wir viele kleine Tode sterben. Pragmatisch betrachtet können wir also unser ganzes Leben lang den Tod üben – aber auch immer wieder den Neuanfang, selbst wenn wir nicht an Wiedergeburt glauben.

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Netzwerken ist das neue „gemeinsam“

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Menschen, die Gemeinsamkeiten haben, verbinden sich heutzutage in Netzwerken. Weil es der Stand der (Online-)Dinge ist und weil manchmal der Nachbar oder Freund oder das Kennenlernlokal in der Umgebung fehlt.

Das Onlineportal „Trosthelden“ bringt Menschen zusammen, die trauern und einen Gesprächspartner und Begleiter suchen: einen „Trostpartner“, der in ähnlicher Situation steckt, ähnliche Erfahrungen mit dem Prozess der Trauer macht und eventuell auch jemanden sucht, mit dem er sich austauschen kann.

Im Trauerfall ist es oft so, dass das Verständnis für den individuellen Trauerprozess, der sehr langwierig und schwierig sein kann, fehlt. Beileidsbekundung und Begleitung haben häufig eine geringe Halbwertzeit, denn für die Menschen außerhalb des Trauerprozesses dreht sich die Welt normal weiter. Für den, der trauert, bleibt sie oftmals stehen. Dann kommt zur Trauer auch noch Einsamkeit – keine schöne Kombination für den Betroffenen.

Das Onlineportal „Trosthelden“ bringt Menschen zusammen, die sich in ähnlichen Trauersituationen befinden. Ein ausgefüllter, fein differenzierter Fragebogen wird mittels eines Algorithmus ausgewertet. Sich ähnelnde Profile werden hierbei aufgezeigt und als passende Trostpartner vorgeschlagen. Möchte man diesen kontaktieren, muss man eine Mitgliedschaft abschließen. Die Kosten belaufen sich auf 15 bis 20 Euro im Monat.

Laut „Trosthelden“-Inhaberin Jennifer Lind sind aktuell 2.600 Menschen auf der Onlineplattform aktiv. Die Rückmeldungen sind mehr als positiv. „Trauer braucht ein Gegenüber“, so lautet das Credo der Plattform.

Mehr Information hierzu: www.trosthelden.de

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Wer zuletzt lacht, lacht am besten!

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Friedhöfe haben eine interessante Wirkung auf die Menschen. Die direkte Konfrontation mit der Endlichkeit kann emotional, aber auch faszinierend sein. Der Gang über einen Friedhof ist wie eine Zeitreise, und genügend Auswahl ist vorhanden – in Deutschland zählen wir rund 32.000 Friedhöfe. Dabei wird schnell klar: Grab ist nicht gleich Grab, es gibt viel zu entdecken. Schließlich ist die letzte Ruhestätte eine sehr individuelle Sache. Was sich zunächst nicht vermuten lässt: Auf dem Friedhof kann es dadurch auch mal amüsant sein!

Flotte Sprüche und schwarzer Humor

Manch einem Verstorbenen war es offensichtlich ein Anliegen, uns beim Besuch seiner Grabstätte zum Schmunzeln zu bringen. Was für eine nette Geste! Humor macht eben vieles leichter, gerade wenn es um das Unvermeidliche geht.

Sehr schön ist es, wenn Menschen bis zuletzt höflich bleiben. Mit der Grabinschrift: „Gestatten Sie, dass ich liegen bleibe?“ ist dies sehr gelungen. Andere punkten mit Wortspielereien: „Nur tiefergelegt“ oder „Früher Router, jetzt ruht er.“ Aber auch Enttäuschung über das bescheidene Grab kann zum Ausdruck kommen: „I was hoping for a pyramid“ (Ich hatte auf eine Pyramide gehofft) steht auf einem schlichten Grabstein.

Selbst Bestatter sind nur Menschen und sterben eines Tages. Einer von ihnen wird daraufhin etwas schadenfroh verabschiedet: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt endlich selbst hinein.“ Etwas gehässig reimte dieser Verblichene auf seiner Grabinschrift: „Hier ruhen meine Gebeine, ich wollt‘, es wären Deine.“

Sich einen Reim auf den Tod zu machen, erfreut sich stets großer Beliebtheit – was folgendes Beispiel augenzwinkernd zeigt: „Hier liegt begraben unser Organist. Warum? Weil er gestorben ist. Er lobte Gott zu allen Stunden. Der Stein ist oben und er liegt unten.“

Und zu guter Letzt: Auch bei Grabsteinen ist Vorsorge möglich! Ein Influencer hat sich bereits für das Jahr 2064 seinen Grabstein meißeln lassen: „672 Twitter Follower, 1.673 Clubcard Punkte, 60.590.000 konsumierte Kalorien, 92% positive Ebay-Bewertungen, 184 Tinder-Matches und 76.928 Jogging-Kilometer.“ Mit diesen Highscores nimmt er die Gesellschaft der Superlative und Tracking-Apps auf die Schippe.

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Was ist eine Sterbeamme*?

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Ähnlich wie eine Hebamme bei Müttern und Neugeborenen macht eine Sterbeamme oder ein Sterbegefährte es sich zur Aufgabe, Sterbende und Angehörige im Prozess zu begleiten. Eine Kombination aus praktischem und pflegerischem Wissen im Umgang mit Sterbenden, aber vor allem auch die Intention, mit alltagstauglichen Ideen Mut zu spenden, zu unterstützen und einen Weg durch die Angst zu finden, zeichnet die Sterbeamme/den Sterbegefährten aus.

Die Ausbildung zu dieser intensiven Tätigkeit findet an der „Akademie nach Claudia Cardinal®“ an unterschiedlichen Standorten in Deutschland statt. Claudia Cardinal ist die Initiatorin der Akademie und Heilpraktikerin (BHO).

In der 24-monatigen Ausbildung werden sowohl theoretische als auch praktische Bereiche der Sterbebegleitung intensiv erörtert. Somit wird eine gute Grundlage geschaffen, den sensiblen Prozess des Sterbens und des Trauerns verantwortungsvoll zu begleiten und wertvolle Unterstützung zu leisten.

Für unsere Gesellschaft ist dies sicher eine sinnstiftende Tätigkeit, die den Prozess des Sterbens und den so individuellen Prozess der Trauer in den Fokus rückt. Das hilft denjenigen, die von Sprach- und Hilflosigkeit der heutigen Gesellschaft hinsichtlich dieser Themen betroffen sind.

www.sterbeamme.de

*geschützter Begriff durch Claudia Cardinal

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Immer wieder

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Der Sommer ist da – und kommt immer wieder. Lesen Sie in unserer Juli Ausgabe von „Reingedacht“ dazu ein Gedicht von Wilhelm Busch.

Der Winter ging, der Sommer kam.
Er bringt aufs Neue wieder
Den vielbeliebten Wunderkram
Der Blumen und der Lieder.

Wie das so wechselt Jahr um Jahr
Betracht ich fast mit Sorgen.
Was lebte, starb, was ist, es war
Und heute wird zu morgen.

Stets muss die Bildnerin Natur
Den alten Ton benützen
In Haus und Garten, Wald und Flur
Zu ihren neuen Skizzen.

(Wilhelm Busch)

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Ein Nachmittag für die Nächstenliebe.

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Einem Sterbenden die Hand reichen, sie halten, sie vielleicht massieren und mit wohlriechender Creme pflegen – Gesten, die uns nicht leicht fallen, uns manchmal sogar nicht mal möglich sind. Ein natürliches Sterbegeleit ist uns als Gesellschaft abhandengekommen. Zu sehr verdrängen wir den Tod, zu sehr lagern wir ihn aus, zu wenig begleiten wir ihn.

Denn wenn der Aufbruch zur letzten Reise kommt, braucht es Mut, diesen zu begleiten. Noch besser ist es, wenn zu dem Mut richtiges Wissen hinzukommt: Was hilft dem Sterbenden, wie geht man mit nicht bekannten Situationen um, wie kann man selbst stark bleiben?

Der „Letzte Hilfe Kurs“ der Letzte Hilfe Deutschland gemeinnützige GmbH bietet grundlegendes Wissen zu diesem Thema an, quasi das kleine Einmaleins der Sterbebegleitung. In mehrstündigen Kursen werden die Themenfelder „Sterben als Teil des Lebens“, „Vorsorge und Entscheidungen“, „Leiden lindern“ und „Abschied nehmen“ behandelt. Es sind keine wissenschaftliche Abhandlungen, sondern verständliche Informationen und vor allem anwendbare Hilfen, die die Kursteilnehmer:innen ermutigen, einem nahestehenden Sterbenden die Hand zu reichen und ihn zu begleiten. Als Akt der Nächstenliebe und der Fürsorge für den Sterbenden – aber auch für sich selbst.

Auch für Kinder und Jugendliche gibt es altersgerechte Kurse, zumeist in Kooperation mit den Schulen oder Gemeinden.

„Wir möchten Grundwissen an die Hand geben und ermutigen, sich Sterbenden zuzuwenden. Denn Zuwendung ist das, was wir alle am Ende des Lebens am meisten brauchen.“ So zu lesen auf der Website der Gesellschaft.

So ist also der „Letzte Hilfe Kurs“ auch für uns als soziale Gesellschaft ein Ansporn für mehr Engagement und für ein Miteinander bis zuletzt.

Mehr Information zur Letzte Hilfe Deutschland gemeinnützige GmbH, zu den Kursen und Kursterminen unter: www.letztehilfe.info

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Jenseits des Denkens

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Jeden Tag planen, organisieren, terminieren wir unseren Alltag. Eine lange Liste von Aufgaben wartet auf uns, einige Dinge sind bereits überfällig. Wir stehen vor Herausforderungen im Job, der Haushalt muss organisiert werden, die Kinder brauchen uns, was soll es zu essen geben? – und schließlich steht der Grillabend mit Freunden am nächsten Wochenende an.

Der positive Aspekt daran: Durch die vielen Anforderungen spüren wir, dass wir gebraucht werden. Sei es beruflich, im gesellschaftlichen Gefüge oder in der Familie. Wir Menschen möchten eingebunden sein, dazugehören und unseren Teil beitragen.

Aber durch die Komplexität der Aufgabenstellungen arbeitet unser Verstand ständig auf Hochtouren: sortiert, bewertet, setzt Prioritäten, ordnet neu. So kommt es, dass wir fortwährend mit Denken beschäftigt sind. Nun ist es wichtig, anzuhalten – und zumindest zeitweise aus dem Gedankenkarussell auszusteigen.

Der chinesische Philosoph Laotse wusste bereits im 6. Jahrhundert vor Christi:

„Wer innehält, erhält innen Halt.“

Wenn wir die „Stopp-Taste“ drücken und innehalten, können wir jenseits des Denkens so vieles entdecken: Freude, Schönheit, Genuss, Kreativität und Liebe! Indem wir atmen und spüren – ob beim Sonnenaufgang auf dem Berggipfel oder als kurze Pause am Schreibtisch –, stärken wir uns innerlich und kommen zur Ruhe.

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Der Tod kostet…!

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Preissteigerung – wohin man schaut …

Der Tod ist auch heute in der Regel noch vor allem eines: diskret. Man spricht nicht so gern über das Thema Sterben, genauso wenig wie über Geld.

Im Zuge der vergangenen Pandemie und nun auch des nahen Krieges ist aber das Thema Tod und auch das Thema Inflation allgegenwärtig. Kein Tag ohne Todesfälle, kein Tag ohne Berichte über Lieferkettenschwierigkeiten und Preiserhöhungen.

Nicht nur bei konkreten Trauerprodukten wie den Särgen wird die Preissteigerung für den Endkunden spürbar sein. Die Kosten für das Rohmaterial Holz sind genauso gestiegen wie die Kosten für Nägel und Metallgriffe, bei manchen Sargherstellern gibt es Preissteigerungen von bis zu 25 Prozent.

Und nicht nur das: Das Thema Energiewende wird sich ebenso auswirken. Gestiegene Spritpreise führen zu höheren Überführungskosten, gestiegene Gaspreise zur Erhöhung der Gebühren im Krematorium. Eigentlich eine auf der Hand liegende, wenn auch ärgerliche Entwicklung.

Aber die stille Branche hat ein Kommunikationsproblem: Über den Tod und die Kosten, die hierbei entstehen spricht man eben nicht gern öffentlich. Die Dienstleistung des Bestatters ist in der öffentlichen Wahrnehmung unkonkret, unvorstellbar und deshalb in vielen Augen auch unseriös. Diese – sagen wir – „Informations-Vorenthaltung“ wird jetzt umso mehr einen unangenehmen Effekt mit sich bringen. Denn die Preise werden auch weiterhin steigen und auf den Endkunden umgelegt werden.

Stille Kommunikation ist also auch in Zukunft nicht gut, denn dann entsteht ein „Stille-Post-Effekt“. Sprechen Sie den Bestatter Ihrer Wahl doch einfach mal an. Fragen kostet: nix!

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Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte

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Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte.
Ich würde versuchen, das nächste Mal mehr Fehler zu machen.
Ich würde mich entspannen.
Ich würde lockerer sein.
Ich würde alberner sein, als ich es auf dieser Reise war.
Ich kenne nur sehr wenige Dinge, die ich ernst nehmen würde.
Ich würde weniger gesundheitsbewusst sein.
Ich würde mehr Chancen ergreifen.
Ich würde mehr verreisen.
Ich würde mehr Berge besteigen, in Flüssen schwimmen und mehr Sonnenuntergänge sehen.
Ich würde mehr Energie verbrauchen und mehr Eis essen, dafür weniger Bohnen.
Ich würde aktuelle Probleme haben und weniger imaginäre.

Sehen Sie, ich bin einer dieser Menschen, die vernünftig leben, Stunde für Stunde und Tag für Tag.

Oh, ich hatte meine Augenblicke. Und wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich mehr Augenblicke haben – tatsächlich möchte ich nichts anderes. Nur die Momente, einer nach dem anderen, anstatt immer gedanklich so viele Jahre vorauszueilen.

Ich war einer dieser Menschen, die nirgendwo ohne Thermometer, Wärmflasche, Regenmantel und Regenschirm hingehen.

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich mehr herumkommen, viele Dinge tun und mit leichterem Gepäck reisen, als ich es getan habe.

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich im Frühling eher anfangen, barfuß zu laufen und im Herbst später damit aufhören. Ich würde öfter die Schule schwänzen. Ich würde nicht so gute Noten schreiben, außer es geschieht durch Zufall. Ich würde mehr Karussell fahren. Ich würde mehr Gänseblümchen pflücken.

(Nadine Stair aus Louisville/Kentucky im Alter von 85 Jahren)

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Der Frühling ist da …

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Die Natur erwacht, die Tage werden länger, dem Glückshormon Serotonin wird durch Sonnenstrahlen ordentlich eingeheizt. Also nichts wie raus, den Winterblues abschütteln und durchstarten.

Besonders wenn man in der dunklen Jahreszeit einen Angehörigen verloren hat, ist jetzt eine gute Zeit, wieder Hoffnung zu spüren und dem Verlust und der Trauer etwas entgegenzusetzen: Lebensfreude! Der Gang auf den Friedhof hilft hierbei im Frühling und Sommer ungemein, denn alles ist auf „positiv“ gestellt.

Im Wonnemonat Mai blüht es überall, die Vögel zwitschern lebensfroh und die Menschen sind wieder unterwegs. Begegnungen sind wieder möglich – gerade auf dem Friedhof! Hier kann jeder einfach nur die grüne Oase genießen. Oder noch besser: selbst Hand anlegen und das Grab des Verstorbenen für die nächsten Monate zur blühenden Landschaft machen. Trauerarbeit von ihrer besten Seite!

Ewas gewagt könnte man auch sagen: „Der Frühling ist der Sieg des Lebens über den Tod.“

Probieren Sie es doch mal aus!

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Unbeschwert? Nicht ganz leicht!

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Die Sorglosigkeit der Kindheit verblasst im Laufe des Lebens. Leider! Einfach in den Tag hineinleben, immer in spielerischer Absicht, im gegenwärtigen Moment sein und eigentlich nur darüber nachdenken, was als Nächstes Spaß bringen könnte. Später in der Jugendzeit dieses Gefühl von „Mir kann doch sowieso nichts passieren“ – unverwundbar, unbesiegbar, ewig jung und stark.

Die meisten von uns machen im Laufe des Lebens die Erfahrung, dass wir leider nicht unbesiegbar, sondern im Gegenteil sehr verletzlich sind. Sei es durch das Schwinden der eigenen Kraft infolge des Älterwerdens oder aufgrund schmerzhafter Verluste durch den Tod geliebter Menschen.

Auch die aktuelle weltpolitische Lage oder die veränderten Lebensbedingungen aufgrund der Pandemie lassen wenig Raum für Unbeschwertheit.

Und doch versteckt sich die Sorglosigkeit der Kindheit irgendwo in uns. Sie ist noch da und es ist wichtig, die Momente der Leichtigkeit zumindest hin und wieder zu erspüren. Unbeschwertheit finden wir in der Gedankenlosigkeit – wenn wir für kurze Augenblicke den Verstand abstellen und mehr ins Spüren kommen. Das gelingt vielen Menschen besonders gut in der Natur.

Ein einzelnes Rotkehlchen sitzt im Baum und singt geradezu inbrünstig. Ein gelassen wirkender Käfer klettert unbeirrt durch die Grashalme. Zwei Eichhörnchen springen wie Artisten durch die Bäume, rasend schnell und unglaublich geschickt. Und eine dicke Hummel – man möchte meinen, ihr Körperbau sei zum Fliegen ungeeignet – torkelt fröhlich von Blüte zu Blüte.

Es scheint egal, was passiert in der Welt – die Natur macht einfach weiter. Und das lautstarke Zwitschern der Vögel am Morgen – manchmal wirkt es wie zum Trotz!

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Mehr Normalität beim Abschied!

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Am 19. März sind sie ausgelaufen, die strengen Coronaschutzregeln, die in den letzten beiden Jahren auch den Kern der Bestattung eines jeden getroffen hat – die würdevolle Verabschiedung der Verstorbenen.

Kein persönlicher und privater Abschied, keine Trauerfeier mit Angehörigen und Freunden, begrenzte Teilnehmerzahlen sogar auf den Außenflächen der Friedhöfe – trauriger Alltag der letzten beiden Jahre. Und maßgeblich für die Trauerarbeit der Hinterbliebenen. Vieles ist auf der Strecke geblieben, vieles in belastender Erinnerung.

Mit dem geänderten und beschlossenen Infektionsschutzgesetz ist die Aussicht auf würdevolle und wohltuende Abschiede wieder greifbar nah. In Trauerhallen und auf dem Friedhof. Mit genau den Personen, die sich verabschieden möchten, ohne Begrenzung, ohne G-Vorschrift*.

Das wird unserer Bestattungskultur gut tun, denn der Trend zur schnellen und anonymen „Entsorgung“ darf nicht durch Beschränkung verstärkt, Angehörige dürfen nicht sich selbst überlassen werden.

Abschiede dürfen und sollen wieder begangen werden, aus Respekt für die Verstorbenen und für die Zukunft der Hinterbliebenen. Zumindest bis auf Weiteres …

* Natürlich können die Länder bei einer Gefahrenlage die Maßnahmen wieder verschärfen, und in den Innenräumen besteht bei nicht einzuhaltendem Abstand Maskenpflicht – aber entspricht dies nicht auch dem gesunden Menschverstand?

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Frieden

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Die Bedeutung von Frieden wird uns aktuell sehr bewusst. Ebenso die Wertschätzung, die wir diesem Zustand entgegenbringen sollten, weil er leider nicht selbstverständlich ist. Was genau ist Frieden und wie kann man ihn erreichen?

So viel ist klar: Frieden ist mehr als nur die Abwesenheit von Krieg. Mehr als ein Waffenstillstand und viel mehr als ein schwelender Konflikt, den wir als „kalten Krieg“ bezeichnen.

In der griechischen Mythologie steht die Göttin „Eirene“ für den Frieden. Sie ist Tochter des Zeus und Schwester von Eunomia und Dike. Eunomia verkörpert die gesetzliche Ordnung, wobei Dike für die Gerechtigkeit steht. Die Mythologie zeigt uns, dass Frieden nur möglich ist, wenn Recht und Ordnung herrschen.

In der römischen Mythologie hingegen verkörpert die Göttin Pax den Frieden. Sie war während der Herrschaft von Kaiser Augustus die Patronin für sein Programm „Pax Romana“. Frieden war das Ergebnis von Verhandlungen – besiegelt durch einen Vertrag.

Demzufolge kann Frieden nur entstehen, wenn wir miteinander ins Gespräch kommen. Die verschiedenen Positionen müssen geklärt und eine Übereinkunft gefunden werden. Bestenfalls kann so ein Weg gefunden werden, mit dem alle gut leben können.

Was wir für die weltpolitische Lage erhoffen, können wir selbst jederzeit praktizieren und üben. Beginnen wir bei den kleinsten Zellen unserer Gesellschaft: Beziehungen, Freundschaften und das familiäre Miteinander. Wenn wir Konflikte im Gespräch lösen, aufeinander zugehen und Kompromisse finden, dann sorgen wir für Frieden.

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Friedhof – ist doch was für die Lebenden!

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Unterwegs auf dem Friedhof – tagsüber oder in der Dämmerung: ein sicher spannendes Event, welches sich die „Schwarze Witwe“ alias Anja Kretschmer ausgedacht hat. „Friedhofsgeflüster“ heißt das Programm der engagierten Kunsthistorikerin mit dem Faible für den Gottesacker.

Die Führungen handeln von alten Zeiten, Sitten und Bräuchen, Aberglauben und der Totenkultur. Erzählt werden Geschichten und Sagen aus dem deutschsprachigen Raum. Diese sind, laut Anja Kretschmer, gelebte Geschichten unserer Ahnen. Die Bestattungskultur des 16. bis 19. Jahrhunderts steht im Vordergrund der Erzählungen: der Umgang mit dem Tod und der eigenen Sterblichkeit im geschichtlichen Kontext. Eine spannende Sache!

Seit Jahren schon tourt die Kunsthistorikerin mit ihrem Programm durch ganz Deutschland. Endlich nun wieder mit vielen Terminen für 2022, im März zum Beispiel in Halberstadt und im April in Rostock (Information laut Website, siehe unten).

Es gibt unterschiedliche Themenführungen – wie Friedhofsgeflüster I „Tod und Begräbnis früher: Von Leichenbitter, Wiedergängen und Totenkronen“ oder Friedhofsgeflüster II „Kultur des Abschieds und der Trauer: Von Totenwache, Post-Mortem-Fotografie und der Angst vor dem Scheintod“.

Zum gesamten Programm und den Hintergründen und vor allem zu den Terminen kann man sich auf der Website der „Schwarzen Witwe“ schlaumachen: www.friedhofsgefluester.de

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Frühling

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Als hoffnungsfroh und belebend wird der Frühling wahrgenommen. Aber er kann auch eine melancholische Seite haben, wenn wir schmerzlich Menschen vermissen, die nicht mehr bei uns sind.

Wie soll mein Herz den Frühling überstehn,
wenn sonnentrunken wieder rings auf Erden
die Knospe schwillt in ahnungsvollem Werden
und tausend Wünsche durch die Täler gehn ...
Wie soll mein Herz den Frühling überstehn!

Den Frühling, den auch du so sehr geliebt,
wenn, wo ein Herz um deines fast vergangen,
zwei Augen leuchtend groß an dir gehangen,
ein Lippenpaar, das immer gibt und gibt.
Wie hat dein Herz den Frühling dann geliebt! -

Und wieder wird's von Tal zu Tale wehn,
dieselbe liebeselge Frühlingsfeier,
dann stehn die Birken keusch im Hochzeitsschleier,
und durch die Nächte wird ein Flüstern gehn -
Wie soll mein Herz den Frühling überstehn!

(Ilse von Stach)

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Tod, Bestattung, Beisetzung, Friedhof?

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Die Paragrafen des BestG (Bestattungsgesetzes) regeln – föderal – alles in Sachen Bestattung in Deutschland. So gilt laut Gesetz, nach dem Tod den Leichnam zu bestatten und beizusetzen. Entweder im Sarg oder in einer Urne.

Um einen Scheintod auszuschließen, gibt es in den meisten Bundesländern eine Bestattungsmindestfrist von 48 Stunden. Das heißt, erst dann darf die Erdbestattung oder eine Einäscherung stattfinden. Die Bestimmungen sind jedoch je nach Bundesland unterschiedlich. Auch die Maximalfrist variiert von 4 Tagen über 5, 6, 7 oder 8 Tage bis hin zu 10 Tagen in der Pfalz und in Thüringen.

In Sachen Sarg meint der Gesetzgeber mit Bestatten auch gleichzeitig Beisetzen, also ist die Bestattungsfrist hierfür auch gleichzeitig die Beisetzungsfrist. Das macht Sinn, denn ein Körper, der nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird, verwest. Er muss aus gesundheitshygienischen Gründen innerhalb bestimmter Fristen beigesetzt werden.

Eine Urne aber, deren Inhalt ja bereits bestattet und keinerlei Veränderungsprozessen mehr ausgesetzt ist, muss trotzdem beigesetzt werden. Aber die Beisetzungsfrist währt meistens bis zu 6 Wochen – in Bayern beispielsweise sogar 3 Monate. In fast allen Bundesländern herrscht nach wie vor Friedhofspflicht, auch für die Beisetzung von Urnen.

Neben hygienischen Aspekten geht es auch um die Würde des Toten und sein Recht auf die Totenruhe. Diese soll hierzulande auf einem Friedhof gewährleistet werden. Der Tote soll nach der Beisetzung einen beständigen, würdevollen und angemessenen letzten Ort haben. Der heißt aber immer Friedhof.

Nur nicht in Bremen: Hier können die Angehörigen die Urne mit der Asche des Verstorbenen (auf Antrag) mit nach Hause nehmen und im Garten verstreuen – und zwar nur im eigenen Garten.

Sprich: Also auch im Garten kann die Totenruhe eingehalten und die Würde bewahrt werden. Was ist in Sachen Würde in Bremen anders als zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen? Wie sieht es mit den trauernden Bremern aus, die nur einen Schrebergarten gemietet haben: Dürfen die das auch? Oder warum ist ein Balkon kein geeigneter Aufenthaltsort für eine Urne – die Asche befindet sich ja in einer versiegelten Kapsel in der Urne?

Diese und viele andere Fragen stellen sich, wenn man sich mit dem an die 200 Jahre alten Bestattungsgesetz beschäftigt. Was ist zeitgemäß, was nicht? Wer bestimmt, was Würde ist und was nicht?

Ein Thema, das uns alle angeht. Nur darüber sprechen – das tun wir nicht so gern.

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Erinnern oder Vergessen?

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Der erste Kuss, Verliebtsein, die Hochzeit, die Geburt des Kindes, aber auch Schicksalsschläge, Verluste und Momente der Trauer – an die emotionalen Ereignisse im Leben erinnern wir uns besonders.

Unsere Erinnerungen werden durch die Verknüpfung von Nervenzellen geschaffen. Jede einzelne Zelle verfügt über ungefähr 10.000 winzige Verästelungen, die Synapsen. Dort befinden sich die Speichereinheiten für Informationen.

Unser Gedächtnis liebt Neues und Interessantes

Wenn etwas unsere Aufmerksamkeit beansprucht hat, dann bleibt es in unserem Gedächtnis. Deswegen müssen wir uns konzentrieren, wenn wir beispielsweise Vokabeln lernen wollen. Das Gehirn speichert diese etwa 20 Minuten lang im Kurzzeitgedächtnis. Danach werden die neuronalen Verknüpfungen wieder gelöscht. Erst wenn wir die Vokabeln mehrfach wiederholen, geht die Information ins Langzeitgedächtnis über. Durch die Ausschüttung bestimmter Proteine werden die genutzten Synapsen dauerhaft verändert.

Vergessen ist wichtig

Unser Gehirn ist also ständig aktiv und damit beschäftigt, Informationen zu verarbeiten und abzuspeichern. Dabei muss es unentwegt aussortieren: Wenn ein Ereignis sich als belanglos herausstellt, vergessen wir es wieder. Das Vergessen wird häufig negativ bewertet, dabei fungiert es als wichtiger Filtermechanismus, damit das Gehirn nicht überlastet wird.

Auch wenn wir eine Information längere Zeit nicht abrufen, wird sie nach und nach verschwinden. Die neuronalen Verknüpfungen werden immer schwächer, bis sie irgendwann ganz getrennt werden. Diesen Effekt können wir uns zunutze machen: Wenn wir uns mit unangenehmen Erinnerungen wenig oder gar nicht mehr beschäftigen, verblassen sie.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Füttern wir unser Gehirn mit interessanten Inhalten, bleibt es wach und aktiv. Ein Ausflug an einen unbekannten Ort, das Auswendiglernen eines Gedichts oder eines Songtexts, das Erlernen einer Fremdsprache oder eines Musikinstrument – es gibt viele Möglichkeiten, etwas Gutes für unsere Synapsen zu tun.

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Weihnachtslied

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Es wird ruhiger und weihnachtliche Stimmung umgibt uns. In dieser Zeit gedenken wir besonders der Verstorbenen … zum Beispiel mit einem schönen Weihnachtsgedicht …

 

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht.
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muß ich stehn;
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl’s, ein Wunder ist gescheh‘n.

(Theodor Storm)

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Dezember – jetzt wird’s ernst.

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Zumindest für alle, die in diesem Jahr einen lieben Angehörigen verloren haben. Denn oftmals ist die Weihnachtszeit der Gradmesser für unser (aller) Seelenheil.

Wie das erste Familienfest ohne den Verstorbenen feiern? Wie die stillen Tage überstehen, an denen sich die Familien mehr oder weniger fröhlich, aber immer eifrig treffen?

Ein Patentrezept gibt es natürlich nicht, aber vielleicht die ein oder andere Anregung. So könnte es gut sein, den Verlust bewusst zu thematisieren. Sprechen Sie mit Ihren Freunden oder Angehörigen darüber, wie es letztes Jahr war: liebevoll, lustig, langweilig, wie immer, anstrengend, schön, kaum auszuhalten oder oder. Das Motto ist: „Weißt du noch?“ Jeder, der mag, kann eine Erinnerungsgeschichte mitbringen: So wird die Erinnerung lebendig und das Miteinander im Hier und Jetzt bewusst.

Das Aufsuchen von gemeinsam besuchten Orten geht auch ganz allein, vielleicht so sogar am besten. Die letzte gemeinsame Wanderung noch einmal machen, in das zuletzt besuchte Museum gehen oder mit dem gemeinsamen Lieblingsgetränk und viel Zeit das Grab besuchen, Klappstuhl inklusive. Das ist gut allein möglich, denn dann kann man in Erinnerung schwelgen und Zwiesprache halten, ganz für sich.

Vielleicht gibt es auch in Ihrer Nähe Menschen, die mit Verlusten fertig werden müssen. Eine kleine Aufmerksamkeit, die vielleicht Trost bringt, ist eine schöne Geste von Mensch zu Mensch. Immer – aber besonders in der Weihnachtszeit.

In diesem Sinne – eine schöne Weihnachtszeit!

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Wolken in der Warteschlange

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Beim Einkaufen ist die längste Warteschlange an der Kasse nicht gerade die beliebteste. Wählen wir sie ganz bewusst aus und stellen uns dort an! Es lohnt sich. Denn wir erhalten eine kostenlose Lektion über unsere Zeit.

Das Planen von Aktivitäten und Terminen sowie der damit verbundene Blick auf die Uhr bestimmen in weiten Teilen unser Leben. In unserer Gesellschaft gilt es als Tugend, pünktlich zu sein und sich zeitsparend zu verhalten. Schließlich gibt es so viele Dinge, die erledigt werden müssen, und der Tag hat nur 24 Stunden. Sich einmal nicht zu beeilen, ist ungewohnt für uns. Wir wollen möglichst effizient sein, am besten noch fünf Minuten „herausholen“. Doch was machen wir dann mit den „gewonnenen“ fünf Minuten?

In der Kindheit gab es sie noch – diese unendlich langen Sommertage. Den ganzen Tag spielen, Spaß haben, im Gras liegen und Wolken beobachten, viel lachen und einen großen Eisbecher essen! Solch ein Tag hatte ebenfalls nur 24 Stunden, war aber gefühlt eine kleine Ewigkeit.

Die kleinen Momente zu genießen, wirklich zu sehen, was um uns herum gerade passiert, sich nicht ständig getrieben zu fühlen, sondern den Augenblick intensiv zu spüren – das lohnt sich zu üben. Denn so, wie wir einen Tag verbringen, verbringen wir schließlich unser Leben.

Während man an der längsten Kassenschlange wartet, kann man ganz wunderbar träumen, keine Wolken, aber dafür Leute beobachten oder sich über so manche Situationskomik amüsieren. Man kann üben, den gegenwärtigen Moment zu spüren und dabei geduldig, freundlich und friedlich zu bleiben. Schließlich kann man sich sogar auf einen großen Eisbecher freuen, der schon im Einkaufswagen liegt.

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Der Friedhof – hier tobt das Leben!

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Friedhofssoziologie ist ein interessantes Wissens- und Forschungsgebiet, so meinen zumindest die Soziologen Thorsten Benkel und Matthias Meitzler der Uni Passau, die seit 2011 empirische Sozialforschung in verschiedenen „Todeskontexten“ betreiben und innerhalb dieser auf 500 deutschen Friedhöfen Feldforschung mit unterschiedlichen Schwerpunkten durchführen. Es gibt sogar eine eigene Website: www.friedhofssoziologie.de

Mehrere Bücher haben die beiden Soziologen bislang zu dem Thema veröffentlicht, eines trägt den Titel „Gestatten Sie, dass ich liegen bleibe“. Es beschäftigt sich mit der Kultur und der Veränderung der Grabgestaltung. Der individualisierte Friedhof. Aus 30.000 Fotos haben die Autoren die eindrucksvollsten Bilder ausgewählt: Sie geben einen Einblick über das letzte Namenschild, die letzte Adresse, den letzten Kult.

Der Spiegel kommentierte dazu: „Der Friedhof von heute hat etwas von Facebook; der Grabstein als letztes Profil, für Jahrzehnte in Stein gemeißelt.“

Von skurrilen und ungewöhnlichen letzten Worten wie: „Guck nicht so doof, ich läge jetzt auch lieber am Strand“ bis hin zu: „Geht nicht gibt’s nicht“ ist so allerlei vertreten. Ernstes, Humorvolles, Zitiertes, Charakteristisches – eben etwas Individuelles auf Augenhöhe zwischen Verstorbenem und Besucher.

Ob im Buch oder vor Ort: Der Friedhof ist ein Ort für Entdecker. Statten Sie ihm einen Besuch ab!

Thorsten Benkel und Matthias Meitzler
Gestatten Sie, dass ich liegen bleibe
Ungewöhnliche Grabsteine – Eine Reise über die Friedhöfe von heute.
ISBN 9783462046083

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Am Ende des Regenbogens

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Wenn ein Regenbogen am Himmel erscheint, ist das immer wieder faszinierend. Seit jeher ranken sich um dieses Naturschauspiel Geschichten und Mythen aus den verschiedensten Kulturen. Am Ende des Regenbogens gäbe es einen Topf mit Gold zu finden, so verspricht es eine irische Sage. Dafür müsste man allerdings lange laufen – denn der Bogen ist eigentlich ein Kreis und findet nur ein scheinbares Ende am Horizont.

In der germanischen Mythologie wird er als „schwankende Himmelsstraße“ (Bifröst) bezeichnet: eine Brücke, die unsere Erdenwelt und das Himmelreich miteinander verbindet. Ähnlich wird es in den griechischen Mythen beschrieben: Die Göttin Iris reist auf dem Regenbogen, der als Verbindungsweg zwischen Himmel und Erde dient. In Australien verehren die Aborigines eine Regenbogenschlange als Schöpferin der Welt.

In einem indischen Sprichwort heißt es: „Ohne die Tränen in unseren Augen gäbe es keinen Regenbogen in der Seele.“ Das erklärt schon fast die Entstehung des sagenumwobenen Farbspiels am Himmel. Ein Regenbogen erscheint dann, wenn die Sonne eine Regenwand anstrahlt. Das zunächst weiß erscheinende Sonnenlicht wird von den Regentropfen gebrochen, in die Spektralfarben aufgeteilt, reflektiert und wieder gebrochen. Dadurch sehen wir die sieben Farben des Regenbogens: Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau, Indigo und Violett. Ein zweiter, schwächerer Bogen wird dann sichtbar, wenn das Licht mehrfach in den Tropfen gebrochen wird.

Auch heutzutage wird der Regenbogen vielfach als Symbol verwendet. Er steht für Frieden, Toleranz, Veränderung und Zuversicht. Und wer weiß: Vielleicht führt über ihn doch eine Brücke ins Himmelreich, so wie in den alten Mythen und Sagen beschrieben.

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Leben bis zum Schluss – Welthospiztag

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Im Hospiz verbringen unheilbar kranke Menschen ohne Aussicht auf Heilung ihre letzten Stunden, Tage oder Wochen. Wenn sie denn dort einen Platz bekommen.

Ein paar Zahlen und Fakten*

In Deutschland gibt es 250 stationäre Hospize für Erwachsene und 18 stationäre Hospize für Kinder und Jugendliche. Die Erwachsenen-Hospize haben im Durchschnitt je circa 10 Betten, das heißt: Es gibt circa 2500 Hospizbetten, in denen bei einer durchschnittlichen Auslastung von 80 Prozent und einer Verweildauer von 22 Tagen pro Jahr circa 33.500 Menschen versorgt werden.

Hört sich erst einmal viel an, ist es aber nicht. Nicht jede Stadt oder Gemeinde verfügt über ein Hospiz. Durch den meist akuten Bedarf gibt es Engpässe, ein frei werdender Platz kommt oftmals zu spät.

Der von den Kranken- und Pflegekassen anerkannte und real kalkulierte Tagessatz für einen Hospizplatz liegt bei circa 450 Euro. Hierin enthalten sind die Leistungen des Hospizes wie Pflege, Betreuung, Unterkunft und Verpflegung. 95 % der Kosten werden übernommen, 5 % der Kosten müssen von den Hospizen selbst aufgebracht werden. Legt ein Hospiz besonderen Wert auf eine intensivere und qualitativ hochwertigere Betreuung durch einen hohen Personalschlüssel – und das ist die Regel –, müssen die Zusatzkosten vom Hospiz selbst getragen werden. So kommen schnell wesentlich höhere Eigenkosten auf die Hospize zu.

Die Eigenkosten werden aus Spenden und aus ehrenamtlicher Tätigkeit bestritten. Jede Mitgliedschaft, jede Spende hilft, mehr Plätze zu schaffen und mehr Menschen – Erwachsenen wie auch Kindern – die Möglichkeit zu geben, bis zum Schluss zu LEBEN.

Mit den jährlich stattfindenden Hospiztagen, Welthospiztag am 9. Oktober und der Deutsche Hospiztag am 14. Oktober 2021, wird das wichtige Thema erneut in der Öffentlichkeit fokussiert.

Menschen ansprechen und informieren!

Interesse, Engagement und Spenden generieren!

Mehr Wissenswertes dazu unter: www.dhpv.de *Quelle: Deutscher Hospiz und Palliativverband,www.dhpv.de/zahlen_daten_fakten.html

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Herbst

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Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke

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Erinnerungen

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Every cloud has a silver lining

So sagt ein englisches Sprichwort und meint: „In allem Schlechten steckt auch etwas Gutes.“ Oder: „Auf jeden Regen folgt Sonnenschein.“ Oder: „Ein Silberstreif am Horizont.“

Sicher ist das im Trauerfall nur ein schwacher Trost, wenn nicht sogar unpassend und makaber. Dennoch hilft es vielleicht, den Tod einer nahestehenden Person zu begreifen, wenn man sich dem Tatsächlichen und dem Zukünftigen nähert – wenn man sich dem Leben zuwendet.

Die positiven Aspekte zusammentragen und gegen den Verlust aufstellen – eine simple Rechnung machen! Das könnte ein Rezept sein, für sich Trost im Verlust zu finden. Alle Erinnerungen in die positive Waagschale legen, den Verlust in die andere. Vielleicht gelingt es so, die Waage „Trauerfall“ zugunsten der positiven Waagschale zu beeinflussen. Mit jeder positiven Erinnerung ein wenig mehr!

Was waren die schönsten, emotionalsten, skurrilsten Momente mit dem Verstorbenen? Was ist aus der Verbindung entstanden, was hätte man nicht erlebt ohne diesen Menschen? Was kann man in Erinnerung an diesen Menschen ganz bewusst tun? Zum Beispiel eine Reise antreten, von der man immer gesprochen hat. Ein Bild erstehen, das dem Verstorbenen so gut gefallen hat. Ewas tun, wozu uns der andere immer ermutigt hat!

Wenn die positive Waagschale dann langsam wieder an Gewicht und Bedeutung gewinnt, dann sieht man ihn: den Silberstreif am Horizont.

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Woher kommt das Mitgefühl?

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„Ein verwundet Herz hat keinen besser‘n Trost als eine mitfühlende Seele.“ So sagte es bereits Gottfried Keller, Schweizer Dichter und Romanautor.

Doch was ist es, was uns mitfühlen lässt – woher kommt das Mitgefühl? Die deutsche Neurowissenschaftlerin und Psychologin Dr. Tania Singer hat zu diesem Thema am Max-Planck-Institut in Leipzig umfangreiche Studien durchgeführt.

Verantwortlich für das Mitgefühl sind demzufolge Netzwerke im Gehirn, die ähnlich funktionieren wie die sogenannten „Spiegelneuronen“. Diese Nervenzellen zeigen das gleiche Aktivitätsmuster, egal ob wir selbst einem Schmerz ausgesetzt sind oder ob wir nur betrachten, wie ein anderer Schmerz erleidet. Ähnlich wie ein Musikinstrument schwingen wir mit und gehen in Resonanz.

Wenn wir das Leid eines anderen mitempfinden, ist ihm jedoch noch nicht geholfen. Mitgefühl beinhaltet zusätzlich die altruistische Motivation, dem anderen helfen zu wollen, und unterscheidet sich vom Mitleid. Das ist eine wichtige Erkenntnis: Mitgefühl leidet nicht mit. Es bezieht sich zwar auf das Leiden anderer, weckt aber positive Gefühle wie Wärme, Liebe und Fürsorge. Im Englischen Sprachgebrauch wird „compassion“, also das Mitgefühl, auch als „loving kindness“ bezeichnet. Es ist eine heilsame Empfindung, die aus der Liebe und Verbundenheit zu anderen Lebewesen entsteht. Mitgefühl trägt, liebt und stützt.

Durch mentale Trainingsmethoden wie Achtsamkeitspraxis und Meditation kann das Mitgefühl trainiert werden. In den Studien der Neurowissenschaftler wurde bewiesen, dass das Training erstaunlich positive Effekte auf das Gehirn der Probanden hatte. Bisher wurde angenommen, dass die kortikale Dicke (das heißt die Dicke der Großhirnrinde) mit steigendem Alter abnimmt und sich nicht regenerieren lässt. Durch das regelmäßige mentale Training hat sich diese jedoch bei den Probanden positiv verändert und ist gewachsen. Mitgefühl zu haben ist folglich nicht nur die Basis jeglichen sozialen Miteinanders, sondern es ist auch sehr gesund!

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Sommerloch

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Bananen, Pilze, Bambus und andere Bioprodukte eignen sich wohl oder durchaus oder natürlich oder in Zukunft als Rohmaterial für Särge – und zwar für biologisch einwandfreie Särge.

So baut die niederländische Firma Loop Särge aus Pilzgeflecht. Wer sich in so einem „Lebenden Kokon“ begraben lässt, macht quasi der Erde noch zuletzt ein Geschenk: so zumindest der Hersteller. Der Sarg soll sich innerhalb eines Monats vollständig auflösen und das Myzel, der Pilz, als Recycler des Waldes eine gute ökologische Bilanz hinterlassen – und noch besser: sogar den Wald reinigen. Auch der im Inneren des Kokons liegende Körper soll (!) sich schneller zersetzen bzw. kompostieren. Was genau „schneller“ heißt, bleibt eher undefiniert. „Unser lebender Kokon ermöglicht es den Menschen, wieder eins mit der Natur zu werden und den Boden anzureichern, anstatt ihn zu verschmutzen", sagt Bob Hendrikx, der Firmengründer.

Geeignet sind diese Särge laut Hersteller vor allem für eine Waldbestattung – in den Niederlanden ohne Friedhofspflicht offenbar kein Problem. Eine Waldbestattung hierzulande gibt es nur in ausgewiesenen Ruhewäldern und nach einer Feuerbestattung.

Eine Alternative zu einem „Pilzbegräbnis“ könnte eine Bestattung in einem Sarg aus wilder Ananas (Pandanus) und Bambus sein. So stellt die in Deutschland sitzende Firma boscamp greencoffins Särge aus Naturmaterialien her, die sich schon rein optisch von den klassischen Holzsärgen absetzen. Sie erinnern eher an Weidenkörbchen in XXXL. Alle Produkte tragen laut Hersteller das Eco-Fairtrade- oder das FSC-Zertifikat.

In Sachen Sarg tut sich was! Ob nachhaltig oder nur als Idee – das wird sich zeigen.

Mehr Information zu den Herstellern und Produkten:
www.greengadgets.de und www.boskampgreencoffins.de

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Hyaluron für die Seele?

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Die Beschäftigung mit Äußerlichkeiten ist in unserer heutigen Gesellschaft leider sehr stark ausgeprägt. In den sozialen Medien werden nur die schönsten und glücklichsten Momente gepostet. Dadurch wird suggeriert, dass es ganz normal ist, erfolgreich zu sein, eine tolle Familie zu haben und selbstverständlich jederzeit blendend auszusehen. Welcher Druck demzufolge gerade auf jungen Menschen lastet, die mit der Allgegenwärtigkeit von Instagram, Facebook & Co. aufwachsen, lässt sich nur erahnen.

Die Anzahl der ästhetischen Behandlungen ist stetig steigend und macht die Ausmaße des Schönheits- und Optimierungswahns deutlich. Faltenunterspritzungen mit Hyaluron, Botox-Behandlungen und schönheitschirurgische Eingriffe werden bei Dermatologen, Kosmetikstudios und plastischen Chirurgen so stark nachgefragt wie noch nie zuvor.

Aber wenn – wie jeder weiß – die wahre Schönheit eigentlich von innen kommt, was bringt das Ganze dann überhaupt? Eine schöne Seele, die von innen nach außen strahlt, lässt sich nicht durch Unterspritzungen mit Hyaluron herstellen. Das Älterwerden entspricht dem Lauf der Zeit, das Nachlassen der körperlichen Kräfte ist naturgemäß, wir Menschen „welken“ äußerlich ganz genauso, wie eine schöne Blume es auch tut.

Das Gute daran ist: Im gleichen Zuge, wie wir äußerlich im Laufe der Jahre „abbauen“, können wir innerlich wachsen und schöner werden. Mit dem Altern bietet sich die Chance, erfahrener, klüger und ausgeglichener zu werden. Betagte Augen haben viel gesehen, können strahlen, Lebensfreude und Mut versprühen. Eine schöne Seele ist friedlich und steht vielleicht ein kleines bisschen über den Dingen. Über aufgespritzte Lippen und faltenfreie Gesichter kann sie jedenfalls nur schmunzeln.

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Online

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Digitale Welten beim Bestatter: Pflicht oder Kür – Gegenwart oder Zukunft?

Onlinebestattungen, Gedenkportale, digitale Beratungen. Das sind recht neue Vokabeln in der Bestatterbranche. Den ein oder anderen Onlinedienst gab es schon vor der Pandemie, aber eine wirkliche Auseinandersetzung mit der digitalen Welt oftmals nicht. So sind Bestattungsangelegenheiten tatsächlich eine Sache „face to face“.

Die Pandemie aber hat, wie in vielen anderen Bereichen, Grenzen aufgezeigt: Was geht eigentlich, wenn nichts mehr geht? Gefragt sind kontaktlose Kontakte: zum Impfzentrum, zum Arzt, zur Boutique und zum Restaurant. „Online“ und „to go“ heißen die Zauberwörter.

Eine Bestattung „to go“? Sicher nicht, aber eine umfangreiche und adäquate Beratung „online“ ist denkbar und möglich. So haben einige Bestatter ihre Technik längst aufgerüstet, um seriöse und gute Onlineberatungen mit Bild und Ton inklusive Produktauswahl und Vertragsabschluss zu ermöglichen. Ein Link via E-Mail zum Kunden – und ein Computer mit Kamera, ein Laptop, Tablet oder sogar ein Smartphone auf der Kundenseite reichen aus.

„Face to face“ geht so auch ohne Kontakt. Eine gute Onlineberatung überwindet Grenzen und Entfernungen. Denn sie ist nicht nur in Ausnahmezeiten, sondern auch im heutigen Onlinealltag eine Alternative.

Besuchen Sie die Website Ihres Bestatters und fragen Sie ihn nach seinen Möglichkeiten!

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Aufblühen im Halbschatten

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„Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, so heißt es in einer Redensart. Damit soll zum Ausdruck kommen, dass es mit zunehmendem Alter schwieriger wird, sich neu zu verwurzeln. Der Schritt in eine andere Stadt, in ein verändertes Umfeld, der Umzug in eine neue Wohnung oder später in ein Seniorenheim – all das fällt nicht leicht. Ob wir uns an einem Ort wohlfühlen oder nicht, hängt von den Standortbedingungen ab, ganz genauso wie bei den Pflanzen. Hier eine Parallele zu ziehen, ist wirklich interessant und wir können bei Betrachtung der Flora vieles über Bedürfnisse lernen.

Jahrelang stand eine Kamelie im Garten sehr schattig unter großen Nadelbäumen und hat kaum die Sonne gesehen. Auf den ersten Blick sah sie gut aus: Aufrecht gewachsen, ihre Blätter kräftig und dunkelgrün. Nur geblüht hat der schöne Strauch nie. Was ihr fehlte, war die Sonne. Erst nachdem sie an einen anderen Standort umgesetzt wurde, konnte sie ihre wahre Pracht entfalten. Nach und nach entwickelten sich viele wunderschöne, rosafarbene Blüten. Nun waren alle Bedürfnisse erfüllt ¬¬– eine geschützte Lage im Halbschatten vor dem Haus, vormittags etwas Sonne, nährstoffreicher Boden und selbstverständlich viel gutes Zureden!

Jeder von uns kennt das Gefühl, am richtigen oder auch am falschen Ort zu sein. Wenn die Bedingungen stimmen, fühlen wir uns wohl. Das Klima ist dabei wichtig, die Temperatur, die Lebensmittel und Nährstoffe, die wir zu uns nehmen können, die Menge an Wasser, die wir trinken. Fühlen wir uns an kälteren oder wärmeren Orten wohl? Wie viel Wind oder Sonne vertragen wir? Wo können wir so richtig durchatmen, vielleicht am Meer mit einer frischen Brise? Ein subtropisches Klima empfindet so mancher während der Ferien eventuell als angenehm, aber auf Dauer wäre die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit belastend?

Die Frage ist, wo wir aufblühen können und gut gedeihen. Wie wäre es mit einer geschützten Lage im Halbschatten, vormittags etwas Sonne und mit viel gutem Zureden?

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Makaber oder innovativ?

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Nowosibirsk Mai 2021: Bestatter messen sich im Gräberschaufeln

In der Woche ab dem 15. Mai 2021 konnte man in allerlei Print- und Onlinemedien Ungewöhnliches lesen: Bestatter aus der Region Nowosibirsk hatten sich einen Wettkampf geliefert: In möglichst schneller Zeit musste ein zwei Meter langes Einzelgrab ausgehoben werden. Angeblich beteiligten sich 8 Teams bei dem Wettbewerb. Das schnellste Team kam aus Omsk und gewann, laut Medienberichten, nach 38 Minuten und kassierte umgerechnet an die 350,00 Euro. Die genaue Ausführung des Aushubs wurde nicht mit einem Maßband, sondern direkt mit einem Sarg kontrolliert.

Bei dem Wettbewerb sollte es sich laut Veranstalter, der namentlich leider nicht bekannt ist, nicht um ein makabres Spaß-Event handeln. Im Gegenteil – das Anliegen soll durchaus ernsthaft gewesen sein: Der Beruf des Bestatters sollte für jüngere Menschen attraktiv kommuniziert werden. Auch in Russland hat die Bestatterbranche Nachwuchsprobleme.

Ob man in Russland über eine solche Aktion Interesse am Berufsstand Bestatter wecken kann, sei dahingestellt. Die russische Seele und Mentalität gelten gemeinhin durchaus als düster, schwermütig und in jedem Fall emotional. Aber auch als unsensibel, grob und makaber? Das darf bezweifelt werden. In einem Kommentar in den sozialen Netzwerken soll es geheißen haben: „Wir warten nun auf Wettbewerbe wie die schnellste Autopsie und die schnellste Einäscherung.“

Eben: andere Länder, andere Sitten.

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Emotion oder Gefühl?

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Die Begriffe Emotion und Gefühl werden im Sprachgebrauch häufig gleichgesetzt. Aber die Differenzierung zwischen ihnen hilft, uns selbst und andere besser zu verstehen.

Emotionen sind angeboren und haben ihren Ursprung im limbischen System. Sie entstehen durch einen äußeren Reiz und bewegen uns dazu, zu handeln oder eine Handlung zu beenden. Sie sind flüchtig und bleiben nicht lange bestehen.

Emotionen spiegeln sich in der Mimik

Man unterscheidet zwischen sieben Basis-Emotionen: Freude, Angst, Wut, Ekel, Überraschung, Traurigkeit und Verachtung. Der amerikanische Psychologe Paul Ekman fand heraus, dass diese Emotionen immer mit einer bestimmten Mimik einhergehen. Und das weltweit und kulturübergreifend bei allen Menschen in gleicher Form. Wenn jemand überrascht ist, ängstlich oder erfreut, dann sieht das in Asien genauso aus wie in Europa oder in Südamerika.

Gleichwohl Emotionen affektives Verhalten auslösen, können wir beeinflussen, ob wir tatsächlich handeln oder nicht. Wenn wir beispielsweise in Wut geraten, erfordert es einen Moment des Innehaltens, um diesem Impuls nicht sofort eine Handlung folgen zu lassen. So verlieren wir nicht die Kontrolle.

Gefühle sind Wegweiser

Gefühle hingegen sind das Ergebnis unseres bewertenden Denkens. Ereignisse müssen eingeordnet und reflektiert werden – daraus entwickelt sich das Gefühl nach und nach. Ob wir uns gut oder schlecht fühlen, hängt daher nicht von der Situation oder vom Verhalten der Mitmenschen ab, sondern davon, wie wir das Ganze kognitiv beurteilen.

Gefühle sind Wegweiser in unserem Leben und der Grund für unsere Intuition. Wenn sich etwas „gut anfühlt“, ist es oft die richtige Entscheidung. Ohne unsere Gefühle wären wir nicht in der Lage, Empathie zu empfinden. Wir können nur dann gut nachempfinden, wie sich ein anderer fühlt, wenn wir eine ähnliche Lebenssituation bereits durchlebt haben. So entsteht soziale Kompetenz, die uns im zwischenmenschlichen Miteinander hilft. Es lohnt sich also, Gefühle zuzulassen, zu durchleben und zu verstehen.

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Selbstfürsorge

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Wie einem der Schnabel gewachsen ist: Poesie – ein Weg in die Zukunft.

Der Tod eines sehr nahestehenden Menschen ist immer eine Krise. Selbst wenn der Tod nach langer, unheilbarer Krankheit eine Erlösung zu sein scheint. In Zukunft liegt vor den Hinterbliebenen ein Leben ohne den Partner, ohne den Freund, ohne das Kind …

Ein Schicksalsschlag, der das Leben ändert – ob man will oder nicht. Und in jedem Fall geht das Leben weiter. Die Zeit bleibt nicht stehen.

Eine Auseinandersetzung mit dem Erlebten und mit der Krise hilft, in der Zeit zu bleiben und Schritte in Richtung Zukunft zu gehen. Nicht immer steht hierfür ein menschlicher Begleiter zur Verfügung. Aber auch ohne kann man ins Gespräch kommen – mit sich selbst! Das Vehikel dazu: Papier. Etwas in eigene Worte fassen und niederschreiben entlastet und bietet einen Weg, eine Situation – eine Krise – zu ordnen.

Das hat diverse Vorteile: Im Selbstgespräch kann man reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Kein Gefühlsausbruch ist unangenehm, kein Gestammel peinlich, es gibt kein Tabu, das nicht gebrochen werden kann. Als treuer und vertraulicher Partner ist das Papier ein Helfer, ein Begleiter und gefüllt ein Archiv der eigenen Gefühlswelt. Eine ganz eigene Poesie!

Innerhalb der psychotherapeutischen Kreativtherapie ist Schreiben – wie auch Malen oder Tanzen – eine alternative Methode der Selbstheilung. Dies kann man ganz für sich probieren – oder begleitet mit externer Hilfe eines Poesietherapeuten. Auch in der Literatur findet man viele interessante Anregungen und Hilfestellungen. Psychotherapeuten und Literaten sind sich einig: „Schreiben kann helfen, Stimmungen auszuhalten und Krisen zu bewältigen.“

Also vielleicht einfach loslegen und sich beschäftigen – mit sich selbst und der aktuellen Situation. Eine eigene Poesie kreieren und so ganz unverblümt für sich selbst sorgen.

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Mutter Erde und ihr Sorgenkind

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Vor einigen Jahren war es erstmalig im Frankfurter Zoo zu sehen. Der berühmte Tiermediziner, Zoologe und Verhaltensforscher Bernhard Grzimek präsentierte den Besuchern ein besonderes Lebewesen. Es hatte viele verschiedene Gesichter und wirkte dennoch sehr vertraut. An dem Gehege hing ein Schild: „Hier sehen Sie das gefährlichste Raubtier der Welt“ – und die Zoo-Besucher erblickten in einem Spiegel sich selbst.

Der Mensch ist gefährlicher Feind vieler anderer Lebewesen. Durch die Industrialisierung, das moderne Leben und die Mobilität zerstört er die Umwelt und natürliche Lebensräume. Er verpestet die Luft mit Emissionen wie Stickstoffdioxid, Kohlenmonoxid und Feinstaub. Das Artensterben und der Klimawandel sind bedrohliche Szenarien, die keine Zukunftsvisionen sind, sondern aktuell stattfinden.

Um es ganz deutlich zu machen: Ausgerechnet Homo sapiens – lateinisch für „kluger, vernünftiger Mensch“ – ruiniert den Planeten. Ist dieser kluge Mensch als Ergebnis der Evolution in Wirklichkeit einfach nur das Sorgenkind von Mutter Erde?

Braucht die Erde den Menschen?

Oder wäre der Planet ohne seine menschlichen Bewohner besser dran? Vielleicht ist Mutter Erde auch einfach nur komplett überfordert mit ihren vielen Kindern. Aktuell leben fast acht Milliarden Menschen auf der Erde, und die Weltbevölkerung wächst weiter – derzeit um über 80 Millionen pro Jahr. Laut einer Schätzung der Vereinten Nationen wird es im Jahre 2050 fast zehn Milliarden Menschen geben. Das wird zu weiteren gravierenden Problemen führen. Das durch Homo sapiens verursachte Artensterben bedroht paradoxerweise ihn selbst, weil er seine eigene Lebensgrundlage zerstört. Eigentlich nicht sehr intelligent.

Ohne den Menschen würde es der Natur besser gehen. Viel besser. Und daher darf man die Frage stellen, ob wir uns tatsächlich als die „Krone der Schöpfung“ betrachten sollten.

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40 Tage fasten, 50 Tage feiern – die Osterzeit

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Ein kleines 1x1 der christlichen Bräuche.

Wir erinnern uns: Aschermittwoch – in diesem Jahr für alle Karnevalsliebenden besonders bitter: keine vorausgehende 5. Jahreszeit, keine Sitzungen mit all den herrlichen Persiflagen und satirischen Reden, kein Schunkeln, kein Rosenmontagszug.

Aber trotz allem ist Aschermittwoch auch im Jahr 2021 der Beginn der Fastenzeit, auch Passionszeit genannt: 40 Tage ohne.

Am Gründonnerstag ist es dann geschafft. 40 Tage Fastenzeit mit Verzicht, Buße und Besinnung sind durchgestanden. In Demut beginnt an diesem Tag das Osterfest. Gründonnerstag hat in der Liturgie eine große Bedeutung. Ein besonderer Blick richtet sich im Gottesdienst auf das letzte Abendmahl Jesu, der am Vorabend seines Todes seinen Jüngern nach der Überlieferung die Füße wusch. Eine Demutsgeste.

Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung, ein Feiertag, der auch in diesem Sinne begangen wird: kein Blumenschmuck in den Kirchen, ein leerer Altar, ein Gottesdienst mit eigenen Regeln. Der Wortbestandteil „Kar“ bedeutet Klage, Kummer oder Trauer.

Auf den Todestag Jesu folgt ein Tag der absoluten Stille. Am Karsamstag ist Grabesruhe, es finden keine Gottesdienste statt. Es ist still.

Ostersonntag ist der Tag der Auferstehung Jesu Christi. Es ist der ranghöchste Festtag im Kirchenjahr. Bereits in der Osternacht zuvor, erwarten die Gläubigen in einer Nachtwache (Gottesdienst) die Auferstehung Jesu. Die Messen beginnen am Karsamstag nach Sonnenuntergang und enden vor Sonnenaufgang am Ostersonntag. Der Ostersonntag ist immer der 1. Sonntag nach dem 1. Vollmond nach Frühlingsanfang. Ostern wird also frühestens am 22. März und spätestens am 25. April gefeiert. Nach dieser Rechnung richtet sich die Karnevalszeit mit Rosenmontag und Aschermittwoch: 40 Tage ohne.

Der 50. Tag der Osterzeit und auch ihr Ende ist Pfingsten. An Pfingsten sandte der auferstandene Jesus Christus, an der Seite seines Vaters, seinen Jüngern den Heiligen Geist: den Beistand, den er ihnen versprochen hatte. Diese konnten daraufhin die Botschaft Jesu in die ganze Welt tragen.

40 Tage fasten, 50 Tage feiern – auch im Jahr 2021!

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Was ist Sterben?

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Ein Schiff segelt hinaus und ich beobachte,
wie es am Horizont verschwindet.
Jemand an meiner Seite sagt: „Es ist verschwunden.”
Verschwunden wohin?

Verschwunden aus meinem Blickfeld – das ist alles.
Das Schiff ist nach wie vor so groß, wie es war,
als ich es gesehen habe.
Dass es immer kleiner wird und es dann völlig aus
meinen Augen verschwindet, ist in mir,
es hat mit dem Schiff nichts zu tun.

Und gerade in dem Moment, wenn jemand neben
mir sagt, es ist verschwunden, gibt es andere,
die es kommen sehen, und andere Stimmen,
die freudig aufschreien: „Da kommt es!”
Das ist Sterben.

Charles Henry Brent

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STERNENKINDER

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Nicht den Tod, sondern das Leben in Erinnerung behalten.

Das könnte ein schöner Leitsatz für einen jeden Todesfall sein und es wäre für die, die weiter am Leben teilhaben, eine wunderbare Sache, wenn sie gelänge − oder besser, wenn sie gelingt.

Wenn kleinste Kinder, im Mutterleib oder nach der Geburt, sterben, ist das eine schier unerträgliche Situation. Unbeschreiblich, kaum nachfühlbar und einer Ohnmacht nahe. Wie soll es hier gelingen, das Leben, das noch gar nicht oder kaum stattgefunden hat, in Erinnerung zu behalten?

Die Initiative DEIN STERNENKIND STIFTUNG schenkt betroffenen Eltern eine Erinnerung, die die Existenz des kleinen Lebens dokumentiert und die vielleicht die einzig sichtbare Erinnerung für die Familien ist. Über 600 ehrenamtlich tätige Fotografinnen und Fotografen fotografieren diese Sternenkinder und machen sie so sichtbar − in 2020 in mehr als 3.200 Fällen im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 2017 war die Stiftung bereits Preisträger des Deutschen Engagementpreises (Publikumspreis).

Die Erinnerungsfotos sind eine greifbare Stütze für die Zeit der Trauer und die Zeit der liebevollen Erinnerung. Für die Eltern, die Geschwister und für alle, in deren Leben das verstorbene Kind einen Platz hat.

An die Stiftung kann man sich als Betroffener selbst, aber auch als Hebamme, als Geburtsstation eines Krankenhauses oder natürlich auch als Bestatter wenden. Das Netzwerk der Stiftung ist weit gespannt, so dass auch zeitnah reagiert werden kann.

Mehr Information zu der Stiftung unter www.dein-sternenkind.eu

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DIE SACHE MIT DEM GLÜCK … IST DAS GLÜCKSSACHE?

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„Er hatte ein erfülltes und glückliches Leben.“ Das sagt man am Lebensende über einen Verstorbenen bestenfalls. Und das ist es doch, was wir uns alle wünschen: Wir wollen glücklich sein.

Wobei nach dem Grad des Glückes gefragt gerade ältere Menschen betonen, dass sie in erster Linie zufrieden sind. Wie hängt das zusammen – das Glück und die Zufriedenheit? Zufrieden klingt zunächst nach einer mittleren Schulnote, also nicht richtig gut, nicht richtig schlecht. Es klingt nach Mittelmaß, vielleicht sogar nach Resignation.

Doch bei Betrachtung der Wortherkunft erkennt man: Im Wort Zufriedenheit steckt der Frieden. Das fällt vielleicht nicht jedem sofort auf. „In Frieden“ zu sein ist ein Zustand, der von innen heraus kommt.

Der Schlüssel zum Glück steckt von innen.

Wer in sich hineinhorcht, kann für seinen eigenen Frieden und für Wohlbefinden sorgen. „Wie fühle ich mich?“ Das ist eine wichtige Frage an sich selbst. Denn hinter unseren Gefühlen stecken die Bedürfnisse. Das Gefühl von Angst beispielsweise weist auf das Bedürfnis nach Sicherheit hin. Indem wir unsere eigenen Bedürfnisse erkennen, können wir im nächsten Schritt versuchen, sie zu erfüllen.

Und schon sind wir auf dem richtigen Weg zu einem erfüllten und glücklichen Leben.

Wenn jeder es als ureigene Aufgabe betrachtet, diesen Schlüssel für sich selbst zu finden, dann ist für alle gesorgt. Noch dazu funktioniert es so viel besser als andersherum. Denn wenn wir erwarten, dass andere uns glücklich machen, dann warten wir vielleicht vergeblich.

(Foto: AdobeStock #195248334 von heliopix )

Same same but different

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Die Macht und die Gewohnheit

Kann es sein, dass in den vergangenen Wochen, insbesondere seit der Maskenpflicht, viele Menschen doch wieder in ihre alten Gewohnheiten verfallen? Das Gedrängel im Supermarkt und in anderen Geschäften, in Bus und Bahn sowie auf öffentlichen Plätzen findet zunehmend wieder statt. „Ich zuerst“ – eine Philosophie oder besser gesagt ein Laster, das für eine kurze Zeit aus unserem Alltag verbannt wurde, scheint wieder allgegenwärtig. Menschen wähnen sich in Sicherheit, weil sie eine Maske tragen. Warum also jetzt noch Abstand halten?

Mal abgesehen davon, dass ein Ende der Pandemie eher nicht in Sicht ist und im kommenden Herbst und Winter wieder Grippeviren unterwegs sein werden, ist es doch generell eine Frage des Respekts, Abstand zu halten, rücksichtsvoll miteinander umzugehen und vielleicht auch einmal die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen. Ob am Obststand oder im öffentlichen Verkehr. Drängeln ist scheinbar wieder in. Zu bestimmten Zeiten schiebt sich hastig ein Pulk von Menschen in die Bahn, die es nicht abwarten können, schnell einen Sitzplatz zu ergattern. Dabei wird nicht darauf geachtet, ob vielleicht ältere oder körperlich beeinträchtigte Menschen schon ausgestiegen sind. Im Gegenteil: Wer zu lange für den Ausstieg braucht, wird mit genervten Blicken oder Augenrollen gestraft – ein leider wiederkehrendes Szenario, dass bereits vor Corona definitiv zum Alltag gehörte.

„Gemeinsam durch die schwere Zeit“ hieß es noch vor ein paar Wochen überall und sicherlich gibt es auch Menschen, die sich untereinander helfen, bedingungslos, rücksichts- und respektvoll. Auf der anderen Seite gibt es auch diejenigen, die die Not der Menschen knallhart ausgenutzt und einige Produkte des Alltags zu unverschämt überteuerten Preisen angeboten haben – gerade in der Zeit, als Masken und Hygieneartikel im Handel kurzfristige Mangelware waren.

Bleibt die Frage, ob Corona wirklich etwas Grundlegendes im Hinblick auf das egobasierte Verhalten mancher Menschen verändert hat. Vielleicht hier oder da schon, aber im Allgemeinen wohl eher nicht. Also diesbezüglich bleibt alles wie gehabt und ist dennoch ein bisschen anders.  

(Foto: AdobeStock #340967954 von akhenatonimages)

Erste Hilfe für die Seele

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Wenn die Not besonders groß ist, die Hoffnung erlischt und Menschen emotionale Grenzerfahrungen z.B. nach einem plötzlichen Unfalltod eines nahen Angehörigen machen, ist die Notfallseelsorge zur Stelle. Ganz einfach so, nach Bedarf.

Die Notfallseelsorge in Deutschland ist ein gut funktionierendes, flächendeckendes System, das Menschen in Notsituationen unkompliziert professionelle Hilfe anbietet. Ausgebildete Seelsorger sind in der Regel Pfarrerinnen und Pfarrer der christlichen Kirchen, aber auch besonders ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiter. Sie sind über die örtliche Polizei und den Rettungsdienst erreichbar und werden oft von den jeweiligen Dienststellen hinzugerufen. So stehen sie parat, wenn es gilt, die traurige Nachricht eines Unfalltodes an die Angehörigen zu übermitteln. Denn „wie“ eine solche Nachricht überbracht wird, ist ausschlaggebend für die gesamte kommende Trauerzeit und die Trauerverarbeitung.

Notfallseelsorger bringen Zeit mit, viel Zeit. Sie haben Geduld, ein hohes Maß an Empathie und vermitteln so den Angehörigen: „Sie sind nicht allein.“ Ziel ist es, einer seelischen Traumatisierungen vorzubeugen.

Die Seelsorger stehen solange vor Ort zur Verfügung, bis andere Unterstützung, zum Beispiel durch die Familie, eintrifft und die Betroffenen versorgt sind.

Die Notfallseelsorge arbeitet nach den Standards der anerkannten Krisenintervention (Leitlinien psychosoziale Notfallseelsorge Deutschland) und auf Basis des christlichen Verständnisses von Seelsorge.

Erste Hilfe für die Seele – eine gute Sache!

 

Was erwartet uns wohl nach dem Tod?

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Die Frage, was nach dem Tod kommt, stellen sich wohl alle Menschen - seit jeher. Kulturen und Religionen beschäftigen sich mit der Vorstellung des ewigen Lebens im Jenseits oder der Wiedergeburt im Diesseits.

Beim Christentum verlässt die menschliche Seele nach dem Tod den Körper. Der weitere Weg ist bestimmt durch die Gnade Gottes – je nach Glaube erwarten uns Himmel und Hölle.

Im Judentum ist die Totenruhe heilig und ewig. So dürfen die Körper der Toten nicht verbrannt und das Grab nicht mehrfach belegt werden, es ist auf ewig angelegt. Der Glaube, was nach dem Tod kommt, ist unterschiedlich: So glauben z. B. viele, dass alle Toten am Jüngsten Tag gemeinsam auferstehen.

Im Islam herrscht der Glaube an das Paradies und die Hölle – ganz nach irdischer Lebensart. Dem gottgefälligen Menschen erwartet das Paradies, ganz nah bei Allah. Dem von der Religion Abgewandtem die Hölle – detailreich beschrieben im Koran.

Wiedergeboren wird man im Glauben des Hinduismus, wenn es dem Gläubigen nicht gelingt, seine Einzelseele (atma) mit der Allseele (brahman) zu vereinigen, um so erlöst zu werden (moksha). Der Kreislauf der Wiedergeburt folgt ansonsten dem „Gesetz der Tat“ im irdischen Leben. Wer Gutes tut, wird gut – wer Böses tut wird z. B. als Wurm wiedergeboren.

Der Glaube der Buddhisten besagt, dass alle Menschen in einem Kreislauf aus Geburt, Tod und Wiedergeburt gefangen sind. Auch hier hängt die Qualität der Wiedergeburt vom vorherigen Leben ab. Den Zyklus (samsara) verlassen kann man über den „achtfachen Pfad“. Dieser formuliert Lebensformen wie Gewaltlosigkeit und Konzentration, um Frieden und innere Ruhe zu finden. Gelingt dies, kann man das nirvana erreichen – das Nicht-Sein.

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Stirb und werde!

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Im Jahre 1817 schrieb Johann Wolfgang von Goethe sein Gedicht „Selige Sehnsucht“.

Es handelt von der Metamorphose des Seins. Eine gedankliche Reise zu der Erkenntnis, dass nichts für ewig sein kann und alles im Wandel sein muss. Eben dieser ewige Kreislauf von Leben, Sterben und Erneuerung in der Natur, ohne den keine Entwicklung möglich wäre.

Der letzte Vers lautet:

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

Wie mag es der Raupe gehen, die sich verpuppt und zum Schmetterling wird? Sie denkt vielleicht, es gehe mit ihr zu Ende, denn von der ihr bevorstehenden Metamorphose ahnt sie noch nichts. Nun, wohlmöglich machen sich Raupen weniger Gedanken als Menschen. In jedem Falle machen sich Raupen wesentlich weniger Gedanken, als Goethe es getan hat.

Doch wir Menschen können uns der Beschäftigung mit dem Thema zuwenden und uns bewusst für die Akzeptanz entscheiden. Zu verstehen, dass wir alle ein Teil dieser ewiglichen Entwicklung sind, ist ein erstrebenswertes Ziel, welches auch zum Sinn des Lebens führen könnte.

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Wie ist das eigentlich, wenn man tot ist?

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Eine Frage von einem Kind. Und wie so oft, wenn Kinder fragen, ist dies nicht nur unverblümt und entwaffnend offen, sondern trifft in aller Einfachheit sogar den Kern vieler tiefsinniger Gedanken von Erwachsenen.

Wir alle wissen und begreifen nicht, was der Tod ist. Wie er sich anfühlt, welche Gestalt er hat, welche Dimension. Folglich ist das eine vollkommen berechtigte Frage – wie ist das eigentlich, wenn man tot ist? Wir alle, die wir am Leben sind, wissen es nicht. Wir haben den Tod noch nicht erfahren, jedenfalls nicht bewusst oder in einer Form, derer wir uns erinnern könnten. Woher also sollten wir es wissen? Lediglich auf der imaginären Ebene können wir uns damit beschäftigen und versuchen, uns eine ungefähre Vorstellung vom Unbegreiflichen zu machen.

Wenn wir zu Lebzeiten mit dem Tod konfrontiert werden, dann ist es zumeist, weil wir einen nahestehenden Menschen verloren haben. Statistisch gesehen, erlebt ein Mensch alle 13 Jahre einen Sterbefall in der Familie oder im nahen Umfeld. Das bedeutet, dass wir uns nur alle 13 Jahre intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Der geliebte Mensch fehlt uns, wir vermissen ihn schmerzlich, wir bleiben ohne ihn in diesem Leben. Wir trauern und denken, nun wäre sie da, die Konfrontation mit dem Tod. Jedoch geht es beim Erleben eines Trauerfalles mehr um die Auseinandersetzung mit dem Verlust als um die mit dem Tod. Die Beschäftigung mit uns und der Frage „Was bedeutet das nun für mich?“ steht im Vordergrund.

Wie wäre es, wenn wir in Zeiten der Trauer versuchen würden, uns ein wenig mehr die Welt der Verstorbenen vorzustellen? Wie geht es dem verlorenen Menschen nun dort, wo auch immer er sein mag? Es besteht die Hoffnung, dass dort alles gut ist. Ohne körperlichen Schmerz, ohne Angst und ohne Leiden.

Bild: Adobe # 227230866 von Aaron Amat

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